Vom Nutzen der Vitamine C und D wider die Aussage von SWR Wissen oder die Fragen: Wie unabhängig ist Cochrane Collaboration? Und: Gibt es überhaupt noch unabhängig durchgeführte Studien?
Veröffentlicht von Rainer Langlitz in Gesundheit · Freitag, 27. Oktober 2023 · 9:15
Warum stelle ich diese beiden Fragen:
- Wie unabhängig ist Cochrane Collaboration?
- Gibt es überhaupt noch unabhängig durchgeführte Studien?
?
Am 20. Oktober 2023 stellen die beiden Autorinnen, Katharina Ditschke und Kristina Koch - beide Autorinnen schreiben für SWR Wissen - den Nutzen der Nahrungsergänzung mit Vitamin C und Vitamin D in ihrem Artikel "Vitamin C und D: Das bringt Nahrungsergänzung im Winter" in Frage. So schreiben die beiden o. g. Autorinnen (Zitat):
"Ein beliebtes Präparat zur Immunstärkung ist Vitamin C. Doch die Wirksamkeit wird in der Forschung seit Jahrzehnten kontrovers diskutiert. Eine Auswertung der Cochrane Collaboration von 29 Studien kam zu dem ernüchternden Ergebnis, dass die regelmäßige Supplementierung mit Vitamin C keine nennenswerte Wirkung zur Vorbeugung von Erkältungen zeigt. [...]
Anders als bei Vitamin C schadet neben einem Mangel an Vitamin D zudem die Überdosierung der Gesundheit. Durch die übermäßige Einnahme erhöht sich der Kalziumspiegel, was langfristig etwa zu Nierensteinen, Magen-Darm-Beschwerden und Gefäßerkrankungen führen kann. Eine Studie zu Vitamin D-Präparaten zeigte außerdem, dass die Nahrungsergänzung wie bei Vitamin C keinen großen Effekt auf das Erkältungsrisiko hat. In der Studie erhielt die eine Hälfte der Teilnehmenden ein Vitamin D-Präparat, die andere Hälfte ein Scheinpräparat. In der zweiten Gruppe kam es zu nur knapp 20 Erkrankungen mehr. Auch die Schwere der Krankheit wurde nicht maßgeblich beeinflusst."
Zitat Ende.
Diese negative Bewertung und Einschätzung der Nahrungsergänzung von Vitamin C und Vitamin D ist aus mehreren Gründen problematisch:
1.) Als Beleg für die o. g. Aussage wird Cochrane Collaboration genannt. Zunächst steht Cochrane Collaboration scheinbar für eine unabhängige Institution, die Studien durchführt und auch Studien "unabhängig" bewertet. Wir müssen uns jedoch im Klaren sein und uns fragen, wie unabhängig ein Institut, das mit Studien zu tun hat, im Jahre 2023 überhaupt noch ist. Der Verdacht der Nicht-Unabhängigkeit (also der Abhängigkeit von z. B. Pharmainteressen oder anderen Lobbygruppen) steht im Raum und verhärtet sich auch, wenn man z. B. den Artikel der Süddeutschen Zeitung (SZ) liest, der bereits aus dem Jahr 2013 stammt. In diesem Artikel der SZ mit dem Titel "Streit um Cochrane Collaboration: Wie sich die Pharmaindustrie in die Forschung einschleicht" vom 22. Februar 2013 von der Autorin Christina Berndt werden folgende Aussagen getroffen (Zitat):
a) "Wenn man alle Forscher mit Interessenkonflikten ausschließt, steht man im Niemandsland"
Dem stimmt auch Gerd Antes zu, der Leiter des deutschen Cochrane-Zentrums in Freiburg: "Wenn man alle Personen mit Interessenkonflikten ausschließt, steht man im Niemandsland", sagt er."
b) "Der Disput zeigt: Die Collaboration mit ihren weltweit 13 Zentren und 52 Arbeitsgruppen ist kein einheitlicher Verein. Schon die Gruppen folgen unterschiedlichen Standards. International verfassen zudem fast 30 000 freiwillige Reviews für Cochrane. So ist die Qualität sehr variabel."
c) "Dennoch bleibt die Collaboration inhomogen", sagt Wolfgang Becker-Brüser vom pharmaunabhängigen Arznei-Telegramm. "Die vielen verschiedenen Reviewer sind kaum zu kontrollieren."
d) "Man müsse jeder wissenschaftlichen Arbeit kritisch begegnen, empfiehlt Gerd Antes. "Mein Rat lautet immer: Schau dir jede Studie genau an, auch wenn sie von Cochrane kommt." Angesichts von inzwischen 5500 Reviews könne man "leider sicher sein, dass schwarze Schafe darunter sind"."
e) "Vor diesem Hintergrund ärgert sich Gerd Antes auch darüber, dass die Cochrane Collaboration gerade in Deutschland regelmäßig in ihrer Existenz bedroht ist. "Wenn man sich nicht in Abhängigkeiten begeben will, nagt man dauernd am Hungertuch", sagt er und betont: "Es ist zu kurz gegriffen, wenn man immer nur auf die Pharmaindustrie schimpft." Es müsse Aufgabe der öffentlichen Hand sein, die Unabhängigkeit von Medizin und Wissenschaft zu fordern - und zu fördern."
Mit anderen Worten: Die Unabhängigkeit von Cochrane Collaboration wird bereits im Jahr 2013 aus meiner Sicht zurecht (!) in jenem Artikel der SZ aus dem Jahr 2013 (also nun vor bereits zehn Jahren) angezweifelt.
2.) Bei dem Artikel des SWR vom 20. Oktober 2023 handelt es sich m. E. erneut um einen Versuch, Vitamine (hier vor allem Vitamin C und D) zu diffamieren und deren Wirksamkeit zu diskreditieren.
Um allein eine (!) Gegenmeinung zu präsentieren, braucht man lediglich in google einzugeben: "Vitamin C" und man bekommt eine ganze Palette von guten Einträgen.
Vgl. z. B. Prof. Dr. Jörg Spitz und Uwe Gröber in dem YouTube-Video mit dem Titel "Das Supervitamin: Vitamin C für Ihr Immunsystem - Uwe Gröber & Prof. Jörg Spitz".
Selbst die AOK schreibt auf einer ihrer Websites (Zitat):
"Die durchschnittliche Tagesdosis eines Erwachsenen liegt bei circa 100 Milligramm Vitamin C. Doch der Bedarf ist nicht bei jeder Person gleich. In besonderen Lebenssituationen, zum Beispiel wenn jemand krank [ist], braucht der Körper eine Extradosis des Vitamins."
Zitat Ende.
Natürlich gibt es unzählige Hersteller von Nahrungsergänzungsmitteln, die Werbung machen für Vitaminprodukte. So z. B. auch Biogena auf ihrer Website (Zitat):
"Wer seinem Körper in der kalten Jahreszeit genügend Vitamin C zuführen möchte, sollte unbedingt reichlich frisches Obst und Gemüse in den Speiseplan integrieren. Es erfüllt zahlreiche unverzichtbare Aufgaben im Körper: Vitamin C kann beispielsweise das Immunsystem stärken und ist an vielen Stoffwechselvorgängen beteiligt. Daher ist es wichtig, den täglichen Bedarf zu decken, doch dies ist nicht immer einfach. Zum Teil werden nicht ausreichend vitamin-C-haltige Lebensmittel zu sich genommen und zum anderen ist der Bedarf bei manchen Menschen erhöht. Um einen Mangel zu vermeiden, stehen hochwertige Nahrungsergänzungsmittel zur Verfügung, die dabei helfen können, ihn zu decken."
3.) Vitamin C muss zwingend im Zusammenhang mit Linus Pauling genannt werden. Wikipedia schreibt über Linus Pauling im gleichnamigen Artikel (Zitat):
"Linus Carl Pauling (* 28. Februar 1901 in Portland, Oregon; † 19. August 1994 in Big Sur, Kalifornien) war ein US-amerikanischer Chemiker. Er erhielt 1954 den Nobelpreis für Chemie für seine Forschungen über die Natur der chemischen Bindung und ihre Anwendung bei der Aufklärung der Struktur komplexer Substanzen. 1963 erhielt er für sein großes Engagement den Friedensnobelpreis rückwirkend für das Jahr 1962 als besondere Auszeichnung für seinen Einsatz gegen Atomwaffentests. Pauling ist damit neben der Physikerin und Chemikerin Marie Curie der bislang einzige Träger zweier Nobelpreise unterschiedlicher Kategorien. [...] 1966, im Alter von 65 Jahren, begann er, die Ideen des Biochemikers Irwin Stone (1907–1984) zu übernehmen, der in großen Dosen von Vitamin C ein Mittel gegen Erkältungen sah. Pauling jedoch ging noch weiter und glaubte, dass man mit Vitamin C auch Krebserkrankungen vorbeugen und die Ausbreitung des HI-Virus verhindern könnte.[7] Er selbst nahm eine Zeitlang jeden Tag etwa 18 Gramm Vitamin C zu sich[8] und ging mit plakativen Formulierungen („Vitamine! Vitamine!“)[9] gegen fast jedes medizinische Problem vor."
Zitat Ende.
Die NZZ veröffentlichte am 01. April 1993 unter der Autorenschaft von Peter Haffner folgenden Artikel mit der Überschrift "Linus Pauling und das Vitamin C". In diesem Artikel der NZZ lesen wir (Zitat):
"DIE ERSTEN SYMPTOME sind ein Nachlassen der Körperkraft, Depressionen und Ruhelosigkeit. Die Haut wird fahl oder dunkelgrau. Das Gesicht fällt ein, den Gaumen überwuchern Geschwüre, die Zähne fallen aus. Erschöpfungszustände, Durchfall und schwere Schädigung von Lungen und Nieren führen schliesslich zum Tod.
Der Skorbut, eine Vitamin-C-Mangelkrankheit, hat ganze Schiffsbesatzungen dahingerafft, bevor Zitrusfrüchte und Sauerkraut die Seefahrt von der Geissel befreiten. Das Übel ist indes nicht ausgemerzt, fürchtet der Wissenschafter Linus Pauling, der den «Gesundheitszustand der meisten Amerikaner in einem mehr oder minder ernsten Vorstadium» der Krankheit sieht. Die Diagnose stellt der Chemiker, Physiker, Kristallograph, Molekularbiologe, medizinische Forscher und zweifache Nobelpreisträger in seinem 1986 erschienenen Buch «How to Live Longer and Feel Better». Darin wiederholt er unermüdlich, was er seit mehr als zwanzig Jahren predigt: dass wir eine optimale Menge von Vitaminen zusätzlich zur Nahrung zu uns nehmen müssen, wenn wir unser Wohlbefinden erhalten und unser Leben verlängern wollen. Hatte Pauling in «Vitamin C and the Common Cold» (1970) noch eine Erhöhung der Lebenserwartung um vier bis sechs Jahre dem versprochen, der Ascorbinsäure (Vitamin C) Tag für Tag löffelweise schluckt, so sind es nun zwanzig bis fünfundzwanzig Jahre. Der Nährstoff soll nicht nur vor gewöhnlichen Erkältungen bewahren, sondern allgemein bei viralen und bakteriellen Infektionen wirken. Verhüten, heilen und ausrotten heisst des Propheten Devise, der ausgezogen ist, «die Menschheit endgültig vom Schnupfen zu befreien» und mit der Wunderdroge nahezu sämtlichen Gebresten den Garaus zu machen: von der Grippe bis zur Schizophrenie, von Allergien bis zu Arthritis und Rheumatismus, von Herz- und Kreislaufbeschwerden bis zum Krebs. [...] Der beste Beweis für die Wirksamkeit von Pillen und Pulver scheint Pauling selber zu sein: Eben 92 Jahre alt geworden, nimmt der Apothekerssohn tagtäglich die Megadosen Vitamine ein, die er für überlebenswichtig hält: Morgens drei gestrichene Teelöffel reines Vitamin C (rund 12 Gramm), noch vor dem Frühstück in einem Glas Orangensaft aufgelöst, abends je eine Vitamin-E- und eine Vitamin- A-Kapsel, eine Super-B-Tablette sowie eine mit weiteren Vitaminen und Mineralien. Zwar räumt Pauling ein, dass bis anhin keine Untersuchung die von ihm behauptete günstige Wirkung der Vitamine schlüssig nachweist. Um so entschlossener zieht er gegen das medizinische Establishment vom Leder, das «armseligen Lehren» huldigt wie der, ein Überschuss an Vitaminen werde wirkungslos ausgeschieden: noch was durch die Harnröhre abgeht, weiss er, ist heilsam."
Zitat Ende.
Man traut sich kaum noch, den Nutzen und die Wichtigkeit der Nahrungsergänzung von Vitamin D3 in Abrede stellen zu wollen.
Es ist wirklich ein aberwitziger (unsinnig, wahnwitzig) Versuch, die Aussage - wie im SWR getroffen - zu machen, die Nahrungsergänzung von Vitaminen (hier: Vitamin C und D) sei unnütz.
Siehe dazu u. a. mein Blogbeitrag vom 22. April 2022 mit dem Titel "Zusammenhang zwischen saisonalen Corona-Infektionen und Vitamin D3?"
Link:
In diesem Blogbeitrag finden Sie die verschiedensten Internet-Einträge zu Vitamin D3.
Fazit:
Wir müssen uns auch hier die sog. philosophische Denkweise der "Dialektik Hegels" vor Augen führen.
Nach Hegel gibt es zu jeder These eine der These widersprechende Antithese. Aus These und Antithese wiederum ist eine Synthese zu ziehen, die die jeweilige These und Antithese relativiert.
Ich halte den oben eingangs zitierten Artikel im SWR Wissen vom 20. Oktober 2023 deswegen für höchst problematisch, manipulativ und für nicht empfehlenswert.
Ich persönlich nutze mindestens seit 2013 diverse Nahrungsergänzungsmittel, und mir geht es sehr, sehr gut damit:
Meine Blutwerte sind optimal, nachdem ohne (!) Nahrungsergänzung von Vitamin D3 im Jahr 2013 mein Wert nur bei einem grottenschlechten Wert von 13 ng/ml Blut lag. Nun aber liegt mein Vitamin D3-Blutwert bei einem recht guten Mittelwert von ca. 45 ng/ml Blut.
Siehe dazu auch mein YouTube-Video ("Rainer Langlitz: Vitamin D") mit folgendem Link:
Rainer Langlitz
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