Ist die AfD eine rechtsextreme Partei?
Veröffentlicht von Rainer Langlitz in Essays · Mittwoch, 19. Februar 2025 · 8:30

In diesem Blogartikel sollen neben der Frage, ob die Partei "Alternative für Deutschland" (AfD) eine rechtsextreme Partei ist, ein paar Begriffe näher beleuchtet und erklärt werden, damit diese einem besseren Verständnis zugeführt werden und eine bessere Anwendung innerhalb der deutschen Sprache finden.
Um welche Begriffe geht es konkret?
a) extrem
b) konservativ
c) populistisch
d) patriotisch
e) nationalistisch
Ich beziehe mich gleich zu Anfang dieses Artikels auf eine Einschätzung einer Arbeit aus 2018, die zu folgendem Ergebnis kommt (Zitat):
"Zwar ist die Ausrichtung der AfD ganz klar als populistisch, rechtskonservativ und minderheitenkritisch anzusehen, rechtsextrem sind diese formellen Positionen allerdings nicht."
"Zwar ist die Ausrichtung der AfD ganz klar als populistisch, rechtskonservativ und minderheitenkritisch anzusehen, rechtsextrem sind diese formellen Positionen allerdings nicht."
Zitat Ende.
Link und Quellenangabe:
Link und Quellenangabe:
Extrem bedeutet "äußerst" bzw. "am äußersten" im Sinne einer Raum- bzw. Ortsangabe bzw. in Bezug auf eine wert(e)mäßige Einstufung/Einschätzung auf einer Skala bzw. einem Spektrum.
Über "extrem" gibt es nichts mehr hinaus!
Extrem bedeutet eine Höchstform ("Superlativ"), die wert(e)mäßig nicht mehr überboten bzw. übertroffen werden kann.
Zunächst muss voraus geschickt werden, dass es tatsächlich rechtsradikale bzw. rechtsextreme Neonazis gibt, die als Skinheads, mit Springerstiefeln und rot-schwarz-weißen Fahnen mit Reichsadler aufmarschieren. Von diesen Menschen geht tatsächlich eine Gefahr aus.
Genauso geht aber auch von linksradikalen Extremisten eine Gefahr aus, indem der Linksradikalismus radikal gegen jede Form von Ungleichheit, Unterdrückung und Ausbeutung vorgeht und insofern eine antikapitalistische Bewegung darstellt. Insofern gehören die sog. Antifa (ca. seit den 1980er-Jahren) und die RAF (Rote Armee Fraktion) zu diesen linksextremen Strömungen in Deutschland, von denen auch tatsächlich eine Gefahr ausgeht.
Man sieht also bereits hieran, dass der Extremismus immer problematisch ist.
Ist aber nun die AfD ("Alternative für Deutschland") eine rechtsextreme Partei?
Nun:
Ich mag Björn Höcke auch nicht besonders. Björn Höcke ist aber sicherlich nicht eine solch menschenverachtende Gesinnung zu unterstellen wie die der Nationalsozialisten während der Schreckensherrschaft unter Adolf Hitler. Hier müssen deutliche Grenzen gezogen werden.
Was Björn Höcke allerdings auszeichnet, ist ein besonderer Patriotismus. Patriotismus ist aber nicht gleichzusetzen mit Nationalismus und schon gar nicht mit "Nationalsozialismus" ("Nazi").
Was unter Patriotismus zu verstehen ist, dazu kommen wir noch weiter unten.
Man darf Höcke scheinbar Nazi nennen. Und auch Weidel wird immer wieder "Nazi-Braut" genannt, was ich schrecklich finde. Ich finde diese Titulierung(en) schlimm und nicht in Ordnung, denn es verharmlost den wahren Nationalsozialismus unter Adolf Hitler, indem diese Begriffe inflationär als Schimpfworte benutzt werden und insofern ihre wahre Bedeutung verlieren.
Höcke ist allerdings "allergisch" bzw. aggressiv gegenüber Kriminalität - im besonderen von Ausländern.
Wir müssen den Begriff "extrem" so verstehen, wie er verstanden werden muss.
Doch zunächst etwas vorausgeschickt:
- Manche Menschen benutzen die Formulierung "der einzigste".
- Manche Menschen benutzen die Formulierung "das optimalste".
Beides ist Unsinn bzw. nicht korrekt - weder im logischen Sinne noch im sprachwissenschaftlichen Sinne, denn beide Worte sind nicht mehr zu steigern bzw. zu reduzieren: Man kann das Wort "einzig" nicht mehr verringern. Man sagt nicht "dies ist der einzigste Fall", sondern es heißt richtig: "Dies ist der einzige Fall".
Genauso ist optimal bereits ein sog. "Superlativ" ("Höchstform"), die nicht mehr steigerbar ist. Wir können also nicht sagen: "der optimalste... ", sondern immer nur "der optimale...".
Dies sollten jetzt lediglich vorbereitende Beispiele sein. Worauf will ich aber hinaus?
Das Wort "extrem" ist nicht etwa eine beliebige Grundform im Sinne eines steigerungsfähigen Wortes, sondern das Wort "extrem" ist bereits die Höchstform ("Superlativ") - ähnlich wie optimal.
Es gibt also über "extrem" nichts mehr hinaus.
Das Wort "extrem" kommt von den lateinischen Steigerungsformen (Positiv, Komparativ, Superlativ):
Das lateinische Wort heißt im Positiv "exterus", im Komparativ "exterior", im Superlativ "extremus":
exterus, exterior, extremus.
Eine Steigerung von "extrem" ist deshalb nicht möglich, weil "extrem" bereits ein Superlativ ist. Einen Superlativ kann man nicht mehr steigern. Der "Extremere" oder "Extremste" ist also schlichtweg verkehrt.
Wir müssen also bei dem Wort "rechtsextrem" im politischen Sinne von einer Strömung, von einer Partei bzw. von einer Wählerschaft ausgehen, deren Ansichten extrem sind im Sinne von Ansichten am absolut äußeren (extremen) Rand der Politik bzw. der Gesellschaft.
Rechtskonservativ ist etwas anderes als rechtsextrem.
Konservative Menschen wollen am Altbewährten festhalten.
Populistisch ist etwas anderes als rechtsextrem.
Populisten (lat. populus = Volk) betonen die Interessen, kulturellen Wesenszüge und spontanen Empfindungen der einfachen Bevölkerung, im Gegensatz zu denen einer privilegierten Elite.
Patriotistisch ist etwas anderes als rechtsextrem.
Patrioten (lat. patria = Vaterland) betonen eine emotionale Verbundenheit mit der eigenen Heimat oder dem Vaterland - manchmal muss eine Grenze zum Nationalismus gezogen werden, denn bei dem Wort "nationalistisch" sollte man aufhorchen, denn dieses Wort ist tatsächlich problematisch, da Nationalisten die eigene Nation überhöhen und andere Nationen abwerten.
Ein Patriot ist also jemand, der sein Vaterland liebt (!).
Ein Nationalist ist jemand, der zwar auch das eigene Vaterland liebt, gleichzeitig aber die Vaterländer der anderen verachtet (!).
In einem Fazit, dem ich mich durchaus anschließen kann, kommt ein anonymer Verfasser in einer Schrift mit dem Titel "Ist die AfD eine rechtsextreme Partei", die mit 15 von 15 möglichen Punkten bewertet wurde, zu folgendem Urteil (Zitat):
"Die Frage war, ob es sich bei der AfD um eine rechtsextreme Partei handelt. Eine eindeutige Antwort lässt sich darauf nicht finden, da zwischen offiziellem Programm und dann tatsächlichen Handlungen und Aussagen von Politikern ein teils großer Kontrast besteht. Zwar ist die Ausrichtung der AfD ganz klar als populistisch, rechtskonservativ und minderheitenkritisch anzusehen, rechtsextrem sind diese formellen Positionen allerdings nicht. Blickt man aber auf die Vergangenheit zahlreicher Politiker und deren Äußerungen, so sind sowohl Verbindungen ins rechtsextreme Milieu, als auch mindestens zweifelhafte Äußerungen vertreten, die mittels einer diffamierenden Wortwahl Minderheiten verunglimpfen. Auch die Erinnerungskultur bezüglich der NS-Zeit wird immer wieder angegriffen. Somit lässt sich zusammenfassen, dass die Partei allgemein nicht als rechtsextrem anzusehen ist, es aber durchaus Tendenzen dorthin gibt. [...] Meiner Meinung nach ist das Ausgrenzen und Ignorieren kein guter Weg zum Umgang mit der AfD. Es grenzt auch deren Wähler aus, die aber mitnichten alle die Partei aus voller Überzeugung wählen. Weiterhin sollte man aber Provokationen und verächtlichen Aussagen klar entgegentreten und diese auch klar benennen. Schlussfolgernd bedeutet das einerseits, dass eine inhaltliche Debatte und Auseinandersetzung stattfinden muss, aber auch Ausschreitungen weiterhin klar und unnachgiebig beachtet und dementsprechend kommentiert werden sollten."
Zitat Ende.
Link und Quellenangabe:
Diese Arbeit, die am 23. Oktober 2019 im GRIN-Verlag veröffentlicht wurde, hat folgende Produktdetails (Zitat):
"Facharbeit (Schule) aus dem Jahr 2018 im Fachbereich Politik - Grundlagen und Allgemeines, Note: 15, , Sprache: Deutsch, Abstract: Diese Arbeit beschäftigt sich mit der Frage, inwieweit die AfD eine rechtsextreme Partei darstellt. Dabei werden der Aufstieg sowie die Entwicklung der Partei beleuchtet. Nach einer politischen Einordnung der AfD werden die Unterschiede und Gemeinsamkeiten zu anderen rechtsextremen und rechtspopulistischen Parteien betrachtet. Auch die Auswirkungen der AfD auf die Gesellschaft und das politische System sollen nicht außer Acht gelassen werden. Seit einigen Jahren erfreuen sich nationale und populistische Kräfte immer größeren Zuwachses. In einer Vielzahl europäischer Länder sind sie in den nationalen Parlamenten vertreten und gehören mehrfach der Regierung an. Auch im Parlament der europäischen Union stellen Nationalkonservative, EU-Skeptiker und Populisten mittlerweile eine gewichtige Anzahl der Abgeordneten. So hat sich auch in Deutschland mit der "Alternative für Deutschland" mittlerweile eine populistische und rechtsnationale Partei etabliert. In Ostdeutschland erreichte diese bei vergangenen Landtagswahlen teilweise deutlich über 20 Prozent, bei der Bundestagswahl 2017 zog sie mit 12,6 Prozent in den deutschen Bundestag ein. Häufig kommt es zu umstrittenen Aussagen, Provokationen und Enthüllungen, infolge deren der AfD oftmals Ausländerfeindlichkeit, Nationalismus und auch rechtsextremistische Tendenzen unterstellt werden oder sogar Verbindungen zu rechtsextremistischen Organisationen und Verbänden im Raum stehen."
Zitat Ende.
Christoph Ploss (CDU) weist am 24. Mai 2023 im Youtube-Kanal mit dem Beitrag "Die Ampel treibt die Wähler zur AfD“ bei Viertel nach Acht (VnA) mit Sorge darauf hin, dass die AfD lt. neuer Umfrage auf einem Rekord-Niveau liegt und immer stärker werden könnte (Link, hier).Grund hierfür sieht Ploss die Schwäche und die problematische Art der Regierungsform der Ampelkoalition.
Sicherlich sind nicht alle Menschen, die die AfD wählen, selbst rechtsextrem - geschweige denn ist die AfD als ganze eine rechtsextreme Partei.
Ich zitiere abschließend erneut aus der oben angeführten Schrift "Ist die AfD eine rechtsextreme Partei?":
"Zwar ist die Ausrichtung der AfD ganz klar als populistisch, rechtskonservativ und minderheitenkritisch anzusehen, rechtsextrem sind diese formellen Positionen allerdings nicht. [...] Das Ausgrenzen und Ignorieren [ist] kein guter Weg zum Umgang mit der AfD. Es grenzt auch deren Wähler aus, die aber mitnichten alle die Partei aus voller Überzeugung wählen. Weiterhin sollte man aber Provokationen und verächtlichen Aussagen klar entgegentreten und diese auch klar benennen. Schlussfolgernd bedeutet das einerseits, dass eine inhaltliche Debatte und Auseinandersetzung stattfinden muss, aber auch Ausschreitungen weiterhin klar und unnachgiebig beachtet und dementsprechend kommentiert werden sollten."
Zitat Ende.
Man könnte folgendes u. a. feststellen, ohne zu platt erscheinen zu wollen:
Die AfD und ihre Wähler*innen sind oftmals populistisch und rechtskonservativ, meist jedoch nicht rechtsextrem bis auf Ausnahmen.
Vgl. dazu auch meinen sehr ausführlichen Blogartikel:
"AfD - eine wählbare Partei? "Ja!"? - "Nein!"? oder: "Weiß ich nicht!"?"
Die AfD wehrt sich dagegen, Deutschland als Kuh zu behandeln, die ständig gemolken wird und die für viele andere ständig Milch geben muss.
Die Frage, ob die AfD damit wählbar ist, muss an die einzelne Wählerin und an den einzelnen Wähler delegiert werden.
Das sind die normalen Gepflogenheiten innerhalb einer Demokratie:
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