Wie stehen Sie zu Bisexuellen?

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Wie stehen Sie zu Bisexuellen?

Rainer Langlitz
Veröffentlicht von Rainer Langlitz in Essays · Dienstag 26 Jan 2021
Wie stehen Sie zur Bisexuellen?

 
- Die Bedeutung des Phänomens der Bisexualität -
   
„Ein bisschen 'bi' schadet nie!“ – Die Zeiten ändern sich, oder?

 
 
Zitat aus Link (stern.de) aus dem Jahr 2001:
 
 
„Am besten geht es natürlich den Menschen, die wirklich bisexuell sind und das auch ausleben. Ein Freund von mir lebt seit einigen Jahren mit einem Mann in einer festen Partnerschaft, gönnt sich aber zwischendurch immer mal wieder eine Affäre mit einer Frau.
 
Eine ehemalige Kommilitonin von mir war verheiratet, hat ein Kind bekommen und ein ganz normales Leben gelebt. Plötzlich verliebte sie sich in eine Arbeitskollegin, verließ ihren Mann und lebte fast 3 Jahre mit dieser Frau zusammen. Vor kurzem entdeckte sie während eines Klassentreffens ihre Jugendliebe wieder: einen Mann...“
 
Zitat Ende.

 
Kennen Sie den Kinsey-Bericht (Report)? Link zu Wikipedia.

 
Als Kinsey-Reports bezeichnet man zwei Bücher des US-amerikanischen Zoologen und Sexualforschers Alfred Charles Kinsey über das menschliche Sexualverhalten aus den 1950er-Jahren:

 
 
Sexual Behavior in the Human Male (1948; deutsch: Das sexuelle Verhalten des Mannes, 1955)

Sexual Behavior in the Human Female (9. September 1953; deutsch: Das sexuelle Verhalten der Frau, 1954).
   
Gemäß Kinsey ist etwa die Hälfte der Bevölkerung zu einem gewissen Grad bisexuell.

Sigmund Freud stellte 1915 die These auf, dass die ursprüngliche Anlage des Menschen bisexuell sei.

„Der Psychoanalyse erscheint […] die Unabhängigkeit der Objektwahl vom Geschlecht des Objektes, die gleich freie Verfügung über männliche und weibliche Objekte, wie sie im Kindesalter, in primitiven Zuständen und frühhistorischen Zeiten zu beobachten ist, als das Ursprüngliche, aus dem sich durch Einschränkung nach der einen oder der anderen Seite der normale [d. h. heterosexuelle] wie der Inversionstypus [d. h. der homosexuelle] entwickeln. Im Sinne der Psychoanalyse ist also auch das ausschließliche sexuelle Interesse des Mannes für das Weib ein der Aufklärung bedürftiges Problem und keine Selbstverständlichkeit […]“[1]
   
Wikipedia, Art. Bisexualität, Aufruf vom 26.01.2021:

„Wie hoch der Anteil der Bisexualität in der Bevölkerung ist, lässt sich nur schwer einschätzen. Aussagen in der Literatur bewegen sich weit auseinander. Vielfach wird der Kinsey-Report zitiert, der 1948 etwa 46 % der männlichen Bevölkerung[7] als „bis zu einem gewissen Grad bisexuell“ einstufte. Tatsächlich werden bisexuelle Orientierungen eher selten ausgelebt. Einige Sexualwissenschaftler erklären dies mit der Durchsetzung einer monosexuellen Norm bzw. Heteronormativität in unserer Kultur.[8][9]

Eine britische Studie des Meinungsforschungsinstituts YouGov aus dem Jahr 2015 ergibt einen Anteil von 19 % Bisexuellen (Personen, die sich selbst auf der Kinsey-Skala im Bereich von 1 bis 5 einstufen), bei den 18- bis 24-Jährigen sogar 43 % Bisexuelle.[10][11] Dabei benutzen nur zwei Prozent der Befragten die Bezeichnung „bisexuell“ für sich selbst.[12] Eine Studie der Universität Essex um Gerulf Rieger kam zu dem Schluss, dass 74 % der Frauen, welche sich als heterosexuell bezeichnen, und insgesamt 82 % aller Frauen bisexuell seien. In der Untersuchung wurden körperliche Reaktionen (wie geweitete Pupillen) auf das Betrachten nackter Menschen in Videos untersucht.[13][14][15]
Die TAZ-Redakteurin Saskia Hödl wies in einem Kommentar darauf hin, dass in einer anderen Studie ähnliche körperliche Reaktionen allerdings auch beim Betrachten von Videos kopulierender Affen nachweisbar gewesen wären.[15]

[…]
In manchen Gesellschaften, wie der griechisch-römischen Antike oder der islamischen Welt, galt die erotische Anziehung zu zwei Geschlechtern als nahezu universelle Norm.[23] Die ausschließliche Fixierung auf ein Geschlecht, heute als Homosexualität und Heterosexualität bezeichnet, wurde nur selten zum Thema gemacht. Wo dies geschah, etwa in Pseudo-Lukians Die Arten zu lieben, ist die ironische Intention des Autors unverkennbar. So wird der eine von zwei Diskutanten in diesem fiktiven Dialog aus dem beginnenden vierten Jahrhundert n. Chr. mit dem Stigma der Effeminiertheit bedacht, weil sich sein erotisches Interesse ausschließlich auf Frauen richtet, während der andere als Kauz erscheint, da er aufgrund seiner sexuellen Neigungen einen rein männlichen Haushalt führt.

Auch viele islamische Geistliche des Mittelalters sahen, obwohl sie den gleichgeschlechtlichen Verkehr gemäß ihrer Religion als schwere Sünde bewerteten, die erotische Anziehung gegenüber zwei Geschlechtern als eine Grundgegebenheit des menschlichen Daseins an. So schreibt der im Jahr 1201 n. Chr. verstorbene hanbalitische Rechtsgelehrte Ibn al-Dschauzī: „Derjenige, der behauptet, dass er keine Begierde empfindet [wenn er schöne Knaben erblickt], ist ein Lügner, und wenn wir ihm glauben könnten, wäre er ein Tier, nicht ein menschliches Wesen.“

Zitat Ende.

Gibt es Hinweise zur Bisexualität in der Bibel?

Zitat aus meinem Buch „Gott ist Gott. Die Bedeutung der Kommunikation zwischen Gott, Mensch und Welt“:

„Im Neuen Testament gibt es drei kurze Sätze, und zwar im Römerbrief 1,26, 1. Korintherbrief 6,9 und in 1. Timotheusbrief 1,10. An allen drei Stellen geht es darum, dass sich die römisch-hellenistische Oberschicht "alles" erlaubt. Nicht einmal den Reichen und Glücklichen gelingt es, den Schöpfer zu preisen für ihr Glück. Stattdessen versuchen sie in undankbarer Weise ihr Glück noch auf die Spitze zu treiben, indem sie sogar bereit sind, in bewusster Weise ihre eigentliche heterosexuelle Identität mehr oder weniger zugunsten einer homosexuellen (bzw. man müsste es dann besser als eine bisexuelle) Lebensweise aufzugeben. Man könnte es auch so formulieren, dass Paulus es kritisiert, dass diese Oberschicht sich sexuell ausprobieren will. Es geht hier also um die Tatsache, dass diese ihren "natürlichen" Trieb vertauscht haben in dem Sinne, dass Paulus davon ausgeht, dass sie eigentlich heterosexuell sind, aber auch ihre homosexuellen Empfindungen ausleben wollen. Man könnte also auch zu dem Resümee kommen, dass es hier um die Frage geht, inwieweit es tolerierbar ist, bisexuelle Empfindungen auszuleben in Zusammenhang mit dem Glauben an den Schöpfer. Paulus ist hier der Auffassung, dass der Glaube an den Schöpfer mit Bisexualität nicht zu vereinbaren sei.“

Zitat Ende.

Mein persönlicher Eindruck ist, dass es sehr viele Bisexuelle gibt. Ich selbst kenne allein schon sehr viele aus meinem direkten Bekanntenkreis.

Ich bin jedoch sehr (!) diskret und würde niemals jemanden outen.

Darüber hinaus habe ich die Erfahrung gemacht, dass sich Männer, die sich anfangs als rein heterosexuell gegeben und gegenüber Gleichgeschlechtlichkeit gleichzeitig sehr abfällig mit „Igitt Igitt – Wie kann man nur schwul sein…!" geäußert haben, als großartige schwule Männer entwickelt haben. Mit anderen Worten: diese Männer waren zunächst nach außen hin „heterosexuell“ und anschließend bezeichneten sie sich sogar als schwul (gleichgeschlechtlich sexuell liebend).

Ich weiß sehr gut, dass die Sehnsucht nach gleichgeschlechtlicher Liebe und Sexualität sowohl bei Frauen als auch bei Männern sehr groß ist.

„Ein bisschen bi schadet nie…!“
 
Trauen Sie sich mehr zu in Sachen Sexualität! Sie leben nur 1x!
Wovor haben Sie Angst?
Fangen Sie an zu leben, zu lieben und zu genießen.

Rainer Langlitz

 

[1] Sigmund Freud: Drei Abhandlungen zur Sexualtheorie. Die Studie erschien erstmals im Jahr 1905; das oben gegebene Zitat ist ein Zusatz in der Auflage 1915. Hier zitiert nach: Sigmund Freud, Studienausgabe, Band V Sexualleben. Hrsg. von Alexander Mitscherlich, Angela Richards, James Strachey. Frankfurt am Main (S. Fischer Verlag), 4. Auflage 1972, S. 56.
 


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