Persönlichkeitslehren

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Persönlichkeitslehren

Rainer Langlitz
Veröffentlicht von Rainer Langlitz in Soziale Kompetenz · Samstag 14 Nov 2020

"Wer bin ich?" Von der Bedeutung einer Persönlichkeitslehre oder die Frage: Wie gehen wir mit unserer Persönlichkeit um?


Die  Frage nach der "Erkenntnis"  ist auch bei Platon in seinem bekannten "Höhlengleichnis" Thema (vgl. dazu Wikipedia).

Das Orakel von Delphi rief wohl zur Selbsterkenntnis auf: "gnothi seauton" - Erkenne dich selbst!

Wir sollten uns - jeder für sich oder bei Bedarf mit Hilfe eines Coaches oder eines Therapeuten - auch die Frage nach uns selbst stellen: "Wer bin ich eigentlich?"

  • Wie gehen wir mit unserer Persönlichkeit um?
  • Was bedeutet eigentlich der Begriff "Person"?
  • Und: Welche Persönlichkeitsmodelle gibt es u. a.?

Persönlichkeitsmodelle arbeiten mit Kategorien und mit vorhandenen Mustern, die sich immer wieder wiederholen und verallgemeinerbar sind.

Die Fragen nach der "Persönlichkeit" bzw. "Person" interessieren mich dabei im Besonderen, so dass ich mich mit dem Enneagramm und mit Fritz Riemanns Buch "Die Grundformen der Angst" beschäftigt habe.


Zur Gliederung dieses Blogbeitrags:


1. Einleitung
2. Was bedeutet der Begriff „Person und Persönlichkeit“?
3. Welche Eigenschaften könnte eine Person aufzeigen? Eine Sammlung von persönlichen Eigenschaften.
4. Welche Persönlichkeitslehren sind mir bekannt?
5. Schlussbemerkung(en)


1. Einleitung

Es gibt auf der einen Seite Menschen, die eine Persönlichkeitslehre ablehnen. Sie begründen dies damit, dass man Menschen nicht in eine Schublade stecken und damit nicht kategorisieren könne.

Auf der anderen Seite gibt es sehr wohl Menschen, die den Versuch unternommen haben, so etwas wie eine „Persönlichkeitslehre“ aufzustellen.

Die Frage der Kategorisierung von Menschen und deren Persönlichkeit ist begleitet von der Frage, inwieweit wiederkehrende Typologien an Persönlichkeiten aufzufinden sind bzw. ob die Menschheit in ihrer Gesamtheit von komplett unterschiedlichen Individuen besteht. Eine Kategorisierung bedingt darüber hinaus auch die Frage, ob es innerhalb dieser möglicherweise anzunehmenden Persönlichkeitsgruppen gemeinsame und wiederkehrende Ursachen gibt, die zu dieser oder jener Eigenschaft der jeweiligen Persönlichkeitsgruppe geführt haben.


Manchmal ist uns gar nicht bewusst, wo wir herkommen.

Manchmal reflektieren wir uns gar nicht.

Manchmal sind wir einfach so, wie wir sind.

Manchmal merken wir gar nicht, wie konfliktbeladen unser Zusammensein mit anderen Menschen ist.
  
    
Zitat:

 
Im 5. Jahrhundert vor Christus entwickelten griechische Ärzte die Viersäftelehre, ähnlich den vier Elementen, auf deren Basis Galenos von Pergamon im 2. Jahrhundert vor Christus die Lehre der vier Temperamente entwickelte. Demnach gäbe es vier Typen von Menschen:


Zitat Ende.

Vgl. dazu auch: https://de.wikipedia.org/wiki/Temperamentenlehre

Es geht also um die folgenden Fragen:

        • Was ist eigentlich unsere Persönlichkeit?
        • Wie können wir sein? Welche Eigenschaften einer Persönlichkeit kennen wir?
        • Warum sind wir so, wie wir sind?
        • Geht es um „Easy-Going“: das Hinnehmen, Akzeptieren und um die Feststellung: „Ja, so bin ich halt! Ich werde mich nicht (mehr) ändern!“ Geht es also darum, dass wir eine Persönlichkeit haben, die wir nicht (!) im großen Stil ändern können?
        • Oder ist Selbsterkenntnis der erste Schritt zur Änderung und zur Besserung von dem, wie und was wir sind? Anders formuliert: Können wir uns tatsächlich in unserer Persönlichkeit ändern?
 
Während unserer Kindheit leben wir meistens in Abhängigkeit zu unseren Eltern: wir sind den Stimmungen und dem Verhalten, der Liebe, der Aggression und den Konflikten mit unseren Eltern ausgesetzt.

        • Wie war die Beziehung des Sohnes bzw. der Tochter zur Mutter bzw. zum Vater?

        • Welche Konflikte bzw. Traumata traten in welcher Phase der Kindheit bzw. in der Phase des Heranwachsens auf?

        • Unter welchen Problemen, Ängsten und inneren bzw. äußeren Konflikten und/oder Zwängen litten bereits die Eltern und deren Vorfahren wiederum?

Im Grunde genommen haben wir zwei Möglichkeiten:

Wir können die Sozialisation und die Erziehung durch unsere Eltern respektieren, akzeptieren und in unserer Persönlichkeit weiterführen oder ihnen widersprechen, uns ihnen widersetzen und versuchen aus ihnen auszubrechen.

Bei vielen Menschen wird bei dem Versuch der Aufarbeitung ihrer Kindheit und bei dem Versuch des Ausbruchs aus jener beschriebenen Sozialisation und Erziehung Psychotherapie notwendig.
 


2. Was bedeutet der Begriff „Person und Persönlichkeit“?

Zunächst wollen wir der Frage nachgehen, was mit dem Begriff der Persönlichkeit gemeint sein könnte.
Der Begriff „Person“ stammt aus der lateinischen Sprache (lat. persona) und kann mit „Rolle“ oder „Maske“ übersetzt werden. In dem Wort "persona" verbirgt sich der lateinische Infinitiv "(per-) sonare" (deutsch: klingen; englisch: to sound). Insofern ist unter dem Begriff "Person" etwas zu verstehen, das sich in besonderer Weise durch Klang (z.  B. "Stimme") oder durch Wesensmerkmale oder in Form einer Rolle auszeichnet. Die Person prägt sich im Laufe des Heranwachsens. Dabei durchläuft der Mensch verschiedene Stadien, wie der Psychologe Erik Homburger Erikson (1902 – 1994) feststellte. Dabei können durch Polaritäten Krisen entstehen wie z. B.:

  • Urvertrauen <–> Urmisstrauen
  • Autonomie <–> Scham/Zweifel
  • Leistung <–> Minderwertigkeitsgefühl
  • Identität <–> Rollenkonfusion
  • Ich-Integrität <–> Verzweiflung
 
Zur Persönlichkeit gehören:

1. Klang und Melodie der Stimme
(inkl. Akzent oder Dialekt)
2. Sexuelle Präferenz
3. Biographie und persönliche Daten
4. Herkunft und Prägung
5. Grad der Bildung
6. Konfession
7. Wohnsituation
8. finanzielle Situation
9. Hobbys
10. Berufliches
11. Gottes-, Menschen- und Weltbild
12. Macken, Eigenschaften, ein bestimmter Typ
 


3. Welche Eigenschaften könnte eine Person aufzeigen? Eine Sammlung von persönlichen Eigenschaften.

Übersicht und Auszug über die Eigenschaften einer Persönlichkeit:

  • sachlich-nüchtern
  • selbstbewusst
  • tatkräftig, aktiv
  • entschlossen
  • temperamentvoll
  • anpassungsfähig
  • selbstbeherrscht
  • zuverlässig
  • aufgeschlossen
  • schlagfertig
  • kreativ
  • zielstrebig
  • begeisterungsfähig
  • vielseitig
  • ehrgeizig
  • belastbar
  • geltungsbedürftig
  • impulsiv
  • kontaktfreudig
  • tolerant
  • sensibel
  • ausgeglichen
  • kompromissbereit
  • optimistisch
  • mutig
  • sympathisch
  • ungeduldig
  • lernbereit
  • hilfsbereit
  • fähig, andere zu beeinflussen
  • autoritär
  • teamfähig
  • kritikfähig
  • unsicher
  • aggressiv
  • wissbegierig
 

                                                                     
4. Welche Persönlichkeitslehren sind mir bekannt?

4.1 Enneagramm

Das Enneagramm (von altgriechisch ἐννέα, ennea, „neun“, und γράμμα, gramma, „das Geschriebene“[1]) bezeichnet ein neunspitziges esoterisches Symbol, das als grafisches Strukturmodell neun als grundsätzlich angenommene Qualitäten unterscheiden, ordnen und miteinander in Beziehung setzen soll. Dieser Artikel geht auf das Modell und seine Anwendung als Typenlehre zur Beschreibung verschiedener Persönlichkeitsstrukturen ein.

Zur Typenlehre des Enneagramms

Typ 1
  • Menschen vom Typ 1 sind assoziiert mit dem Wunsch nach Perfektionismus/Vollkommenheit
  • Wut, Zorn
  • beim Äußern des Verdachts, dass eine eins zornig ist, trifft das die Eins zutiefst, und sie wehrt diesen Vorgang ab
  • sie schämen sich ihrer Wut
  • sie zwingen sich, sachlich zu argumentieren, selbst wenn sie innerlich kochen
  • Reaktionskontrolle, um Ärger nicht zu zeigen
  • können keine Aggression zulassen (erzeugt ungeheuren Druck)
  • wandelnde Dampfkochtöpfe
  • Naturfreunde
  • vernünftig, gerecht, ausgewogen
  • Erlösung von der Empfindlichkeit
  • sie müssen lernen, sich und andere anzunehmen
  • „Balken im eigenen Auge sehen“
  • unreife Einser wirken abstoßend
  • ihre Mitmenschen fühlen sich von ihr ständig kritisiert, selbst wenn die Eins kein Wort sagt
  • andere spüren diesen negativen Energiestrom
  • müssen ihren Zorn erkennen (über sich lachen können)
                              
Typ 2
  • Menschen vom Typ 2 stellen die Bedürfnisse der anderen in den Mittelpunkt
  • brauchen übertrieben viel Dank und Bestätigung
  • haben als Kind nur bedingte Liebe erfahren
  • Parentisierung (Vertauschung der Eltern- und Kinderrolle): mussten als Kind sich um die Eltern kümmern und sie umsorgen
  • hat den Anspruch, lieb und hilfreich zu sein
  • behandelt ihre Kinder wie eine Glucke und sorgt dafür, dass sie von ihr gebraucht werden
  • außengeleitete Menschen, deren Wohlbefinden in erster Linie davon abhängt, wie ihre Umwelt auf sie reagiert
  • man kann von einer zwei das Gefühl bekommen, umklammert oder gar verschlungen zu werden
  • die eigentliche Zauberformel lautet: „Brauch mich!“
  • sobald sie das Wörtchen „brauchen“ hören, kratzen sie den letzten Rest von Energie zusammen, um dir zu Hilfe zu kommen
  • später bereuen sie es jedoch, sich wieder haben breit schlagen lassen
  • Helfersyndrom (Wohltäter, Geber und Helfer)
  • sind mehrere Personen in ihrem Umfeld, weiß die zwei unter Umständen nicht mehr, wem sie sich zuwenden soll
  • versuchen dauernd, anderen zu helfen
  • unreife zweier tun sich schwer, ihre eigene Mitte zu finden
  • sie geben anderen das, was sie sich selber wünschen
  • sie sind jedermanns Abfalleimer, scheuen sich jedoch, sich anderen zuzumuten
  • Wurzelsünde der zwei ist ihr Stolz bzw. Hochmut; ich bin liebevoller und sensibler als ihr alle; meine Liebe wird die Welt retten.
  • die dunkle Seite der zwei ist die falsche Liebe: ihr Stolz besteht darin, dass sie diese falsche Liebe für echt hält und beleidigt ist, wenn andere diese „Liebe“ zurückweisen
  • Vermeidungsstrategie: sie stellt eigene Bedürfnisse zurück
  • niemand sehnt sich so sehr nach Liebe wie eine zwei.
  • niemand ist so sehr beziehungsfähig wie eine neurotische zwei
  • Abwehrmechanismus heißt Verdrängung
  • viele Probleme entstehen für zweier dadurch, dass sie nicht nein sagen können
  • Einladung an die zwei ist der Ruf zur Freiheit
  • zweier müssen lernen, Nein zu sagen und ihre eigenen Bedürfnisse klar und deutlich zu formulieren
                                                  
Typ 3
  • Menschen vom Typ 3 strahlen häufig eine erweckende Leichtigkeit aus, die es ihnen erlaubt, eine gute Atmosphäre zu schaffen
  • es fällt ihnen leicht, Aufgaben effektiv und kompetent zu erledigen, sich persönliche Ziele zu stecken und sie auch zu erreichen, sowie andere Menschen zu begeistern zu motivieren und zu befähigen, ebenfalls voranzukommen
  • sie identifizieren sich mit der Firma und haben die Begabung, für ein gutes Betriebsklima zu sorgen
  • Typ 3 hat von allen Typen die größten Schwierigkeiten, die eigenen Gefühle wahrzunehmen
  • sie fragt sich: „Habe ich Erfolg, komme ich an?“
  • als Kinder wurden dreier nicht um ihrer selbst willen geliebt, aber gelobt und belohnt, wenn sie erfolgreich waren und besondere Leistungen vorweisen konnten
  • sie haben Sieg und Erfolg idealisiert und das Leitmotto entwickelt: ich bin gut, wenn ich gewinne
  • die drei bezieht ihre Lebensenergie aus ihren Erfolgen
  • Dreier sind Leistungsmenschen, Karrieristen, Statussucher und kommen mit ihrer jeweiligen Rolle besser zurecht als mit ihrem wahren selbst, das sie kaum kennen
  • sie können in fast jede Maske schlüpfen und sie in Vollendung darstellen; ihre Rolle schützt und motiviert sie
  • dreier wollen Sieger sein und bringen es deswegen oft auch wirklich weit
  • dreier können wirklich hart arbeiten und ihre ganze Energie in ein Projekt fließen lassen
  • man glaubt ihnen, dass sie ihr Metier beherrschen und von ihrer Sache überzeugt sind
  • die meisten dreier sind auch äußerlich attraktiv
  • sie wirken optimistisch, jugendlich, intelligent, dynamisch und produktiv
  • ihnen scheint alles zuzufallen; in Wirklichkeit fällt ihnen nichts zu; sie arbeiten hart für ihren Erfolg
  • dreier können nicht genug gelobt werden, sie saugen Bestätigung auf wie ein trockener Schwamm
  • eine drei tut alles für einen Lob
  • dreier sind noch abhängiger von den Reaktionen anderer als die Zweier
  • die Versuchung der Drei ist Effizienz
  • die Vermeidung der drei ist Versagen
  • aufgrund des Erfolgsdrucks ist die Wurzelsünde der drei die Lüge oder der Betrug
  • die unerlöste drei betrügt zuerst und zunächst sich selbst
  • unreife dreier haben keine Sehnsucht nach Tiefgang
  • die Drei sieht so selbstsicher aus, sie scheint zu wissen, was sie sagt und tut
  • sie reden wie ein Buch und so schnell, dass man ihr kaum folgen kann
  • die Falle der drei ist Eitelkeit (Äußerlichkeiten werden wichtiger als das Eigentliche)
  • dreier sind die geborenen Schauspieler
  • eine drei, die zur Wahrhaftigkeit gefunden hat, kann ihre großartigen Gaben dafür einsetzen, anderen kompetent und effektiv zu helfen und sie motivieren, die eigenen Potenziale zu entdecken
  • sie passen sich den Erwartungen ihrer Umgebung geschickt an
  • dreier müssen vor allem ihre Schattenseiten, ihr Versagen und ihre Niederlagen kauen und verdauen
  • Ich habe versagt! Ich war im Unrecht! Ich habe gelogen! kostet die Drei große Kämpfe der Überwindung
  • die drei wird in der westlichen Gesellschaft so gut wie nirgends in Frage gestellt; unsere Kriterien für Gesundheit sind: Arbeits-, Liebes- und Genussfähigkeit
  • in ihren besten Momenten weiß jede drei, dass sie in Wirklichkeit ein schwach entwickeltes Selbstwertgefühl hat
        
                                                        
Typ 4
  • Menschen vom Typ 4 sind hochsensibel und fast immer künstlerisch begabt, so dass sie ihre Empfindungen in Tanz, Musik, Malerei, Theaterspiel oder Literatur ausdrücken können
  • sie erfassen die Stimmungen und Gefühle anderer Menschen und die Atmosphäre von Orten und Ereignissen mit seismographischer Genauigkeit
  • sie sind ökumenisch: die Aufteilung in sakral und profan ist ihnen fremd
  • die vier will auffallen, sie will bemerkt werden
  • sie strebt danach, ästhetisch anziehend zu sein, etwas Besonderes zu sein und kreativ oder in manchen Fällen sogar esoterisch, exzentrisch, extravagant oder exotisch zu erscheinen
  • das Leben der Vier wird primär von Sehnsucht nach dem Schönen geprägt
  • als Kind fehlte oft die ursprüngliche Liebesquelle, so dass sie in ihrer Phantasie neue Liebesquellen schaffen mussten
  • sie wartet auf den Tag, an dem die verlorene Liebe (zurück-) kommt und ist überzeugt, dass die große Liebe sie erlösen wird
  • haben einen Hang zu ausgefallener Kleidung
  • viele demonstrieren ihre melancholische Seite mit einer Vorliebe für Farben wie Schwarz und Violett
  • manche neigen auch dazu, sich kunterbunt anzuziehen
  • viele sind Vegetarier, Tierschützer, Feministinnen und Anhänger exzentrischer Gesundheitslehren
  • etwas zu besitzen macht ihnen weniger Freude
  • die Wurzelsünde ist der Neid
  • Vierer vermeiden Gewöhnlichkeit, alles, was gängig, konventionell und normal ist
  • vierer müssen auffallen
  • haben häufig eine Affinität zum Tod
  • zu den Lebensaufgaben der vier gehört es, einen gesunden Realismus zu entwickeln und die Sehnsucht auf erreichbare Ziele zu richten
  • weniger himmelhochjauchzend, zu Tode betrübt
  • „Reicht nicht auch ein bisschen Freude und ein bisschen Traurigkeit wenigstens ab und zu?“
                                      
Typ 5
  • Menschen vom Typ 5 sind offen und empfänglich für neue Fakten und Eindrücke
  • sie sind Entdecker neuer Ideen, Forscher und Erfinder, objektiv, fragend und daran interessiert, die Dinge im Detail zu ergründen
  • sie sind gute Zuhörer, weil sie genau hinhören
  • sie besitzen eine stille innere Kraft und sind zartfühlend, liebenswürdig, höflich, gastfreundlich und sanft
  • Mangel an Geborgenheit und das Gefühl der Heimatlosigkeit und Einsamkeit kann dazu führen, dass sich die Fünf nach innen verkriecht wie ein Tier, das sich in Gefahr tot stellt
  • Fünfer brauchen eine abgeschlossene und geschützte Privatsphäre
  • sie sehnen sich nach einer Burg, in der sie unbeobachtet sind und denken können („my home is my castle!“)
  • die meisten Fünfer sind introvertiert
  • sie sind von Natur aus Mönche, Eremiten, Stubengelehrte, Bibliothekare und technische Tüftler
  • Fünfer tragen oft eine Brille (ihre Augen zeigen bereits Verschleißerscheinungen, bevor sie zwanzig sind)
  • ihre ganze Energie ist darauf konzentriert, alles zu sehen, alles mitzukriegen
  • Fünfer sehen alles, hören alles und behalten alles
  • ihnen gefällt alles, was es ihnen erlaubt, die Rolle des Beobachters einzunehmen
  • haben oft Schwierigkeiten, ihre Gefühle zu zeigen; nach außen wirkt das oft so, als ob sie hochnäsig und kalt sind, niemand brauchen und sich über ihre Mitmenschen erhaben fühlen
  • in Wirklichkeit haben die meisten Fünfer ein intensives Gefühlsleben
  • aber es ist so, als ob ihre Gefühle im Augenblick eines Ereignisses blockiert sind und dem Ereignis immer hinterherhinken
  • sie nimmt ein Geschehen mit Ohren, Augen und Hirn wahr; sobald sie alleine ist, beginnt sie, es auszuwerten und zwar wiederum vom Kopf her
  • die Freundschaft mit einer Fünf kann dann bereichernd sein, wenn man dreierlei nicht erwartet: Initiative, körperliche Nähe und totale Hingabe
  • die Fünf vermeidet alles, was die Aufmerksamkeit auf sie lenken könnte
  • sobald fünfer das Gefühl haben, jemand wolle sie aushorchen, schotten sie sich ab
  • Fünfer wollen sich nicht preisgeben und ihr Innerstes nicht zur Schau stellen
  • Fünfer hassen Aufdringlichkeit und Eindringlinge
  • zuviel Nähe empfinden die Fünfer als anstrengend und kräftezehrend
  • die Versuchung der Fünf ist Wissen: Wissen ist Macht
  • Abwehrmechanismus ist Rückzug
  • vor nichts haben die Fünfer so viel Angst wie vor emotionalem Engagement
  • Je unreifer sie sind, desto mehr scheuen sie Gefühle, Sex, Beziehungen, die Abhängigkeit schaffen
  • die Wurzelsünde der Fünfer ist Habsucht
  • die Falle der Fünf heißt Geiz
  • sie fürchten, sie könnten sich verlieren, wenn sie sich mitteilen
  • die Gabe der Fünf ist Objektivität
  • kann schlecht Leidenschaften zulassen
  • hat Angst, kopflos zu werden
  • Meditation und Gebet sind für die Fünf ungemein wichtige Kraftquellen
  • Fünfer haben Angst, Fehler zu machen
  • Fünfer wären ihrem Naturell nach lieber Buddhisten als Christen


Typ 6
  • Menschen vom Typ 6 sind kooperativ, teamfähig, zuverlässig
  • treu in Beziehungen
  • Freundschaften sind warmherzig und von tiefen Gefühlen geprägt
  • Selbstzweifel (vorsichtig, furchtsam, misstrauisch)
  • im schlimmsten Fall Verfolgungswahn
  • viele Sechser berichten von Brüchen in ihrer Lebensgeschichte: sie können das Studium oder die Ausbildung nicht zu Ende führen
  • die phobische Sechs: wenn sie an einen vertrauenswürdigen Seelsorger oder Therapeuten geraten sind, sind sie bereit, sich Schritt für Schritt führen zu lassen
  • die kontraphobische Sechs kompensiert ihre Ängste durch aufgesetzte Härte, Stärke und Waghalsigkeit; solche Leute brauchen kaum einen Anlass, um aufzubrausen; im Extremfall können sie schreien, schimpfen oder handgreiflich werden
  • sehnen sich nach Sicherheit
  • Angst vor Erfolg
  • können nur schwer Lob annehmen
  • Wurzelsünde ist Furcht
  • suchen Autoritäten
  • sind loyal und gehorsam (Kadavergehorsam)
  • Einladung an Sechs ist der Glaube
  • Lebensaufgabe: Lernen, sich von der Außenleitung durch Autoritäten zu lösen und
  • selbst Verantwortung für ihr Leben und für ihre Gefühle selbst zu übernehmen
  • lernen, der Angst ins Auge zu sehen und sie beim Namen zu nennen
  • geistliches Leben hilft Sechsern, sich aus ihren Zwängen zu lösen
  • das geistliche Leben sollte so angelegt sein, dass es das persönliche Gottvertrauen und das Selbstvertrauen stärkt
  • Herzensbeziehung zu einem persönlichen Gott aufbauen, bei dem man sich fallen lassen kann
  • Gemeinschaft hilft, in der man sich öffnen kann und wo man über Ängste und Gefühle reden kann
  • Lernen, Entscheidungen zu treffen, ohne Autoritäten um Erlaubnis zu fragen
  • trainieren, sich an eigene Erfolge zu erinnern und eigene Erfolge anzustreben
  • Humor und die Fähigkeit, über die eigenen übertriebenen Ängste zu lachen, kann die Furcht überwinden
  • bedingungslose Liebe + angstfreier Raum sind wichtig
                                                
Typ 7
  • Menschen vom Typ 7 strahlen Optimismus und Freude aus
  • empfinden das Leben als Geschenk
  • sie helfen ihren Mitmenschen, das Schöne im Leben zu sehen
  • heitere Zeitgenossen, ansteckender Humor, können über sich selbst lachen
  • viele Siebener haben im Laufe ihrer Entwicklung traumatische Erfahrungen gemacht, denen sie nicht gewachsen waren
  • um diese negativen Gedanken nicht überhand werden zu lassen, verdrängen sie sie
  • es gibt Siebener, die permanent lachen
  • die sieben ist das ewige Kind
  • können sich nur schlecht auf eine Berufskarriere festlegen; es macht ihnen nichts aus, mehrere interessante Jobs gleichzeitig und nebeneinander auszufüllen
  • sie möchte, dass alle Menschen glücklich sind
  • Rationalisierung: der Tod eines Angehörigen kann als Erlösung dargestellt werden
  • sind Kopfmenschen
  • sie kann sich weigern, Schmerzen zu sehen
  • Siebener sind unglücklich, wenn andere unglücklich sind
  • Fröhlichkeit oft nur aufgesetzt; manchmal weiß sie selbst, dass ihr Lächeln eine große Traurigkeit verbirgt, vor der sie Angst hat
  • sie sehnt sich danach, dass jemand ihre zur Schau gestellte Fröhlichkeit durchschaut und ihren Schmerz ernst nimmt
  • Wurzelsünde ist die Unmäßigkeit: unreife Siebener übertreiben alles: mehr essen, mehr trinken, mehr arbeiten, mehr Anerkennung suchen, schöner wohnen, mehr kaufen, mehr besitzen
  • haben ein überzogenes Bedürfnis nach Fun: Spaß, Freude und Vergnügen
  • Siebener müssen lernen, eine übertriebene Angst vor körperlichem und seelischem Schmerz zu überwinden

Typ 8
  • Menschen vom Typ 8 sind stark, mächtig und können auch anderen ein Gefühl von Stärke vermitteln
  • Gespür für Gerechtigkeit und Wahrheit
  • offen und direkt
  • haben das Gefühl, dass die Welt weiche Tendenzen bestraft, setzen deswegen auf Härte
  • haben gelernt, nicht brav und angepasst zu sein und Stacheln zu zeigen und einen dicken Panzer anzulegen, Regeln zu brechen, und lieben andere herumzukommandieren als sich selbst herumkommandieren zu lassen
  • Achter entschuldigen sich nicht und nehmen nichts zurück
  • tun sich schwer, Fehler einzugestehen, weil das wie Schwäche aussehen könnte
  • sie ergreifen gern Partei für die Schwachen
  • kleines Kind tief im Innern vergraben
  • die Untergebenen der Acht fühlen sich oft unterdrückt oder herumgestoßen, während die Acht selbst gar nicht merkt, dass ihr Verhalten anderen Angst macht
  • drückt ihren Ärger meist sofort und direkt aus und kann dann zur Tagesordnung übergehen
  • Angriffslust ist Form von Kontaktaufnahme
  • sie attackieren, weil sie die künstliche Fassade ihres Gegenübers erschüttern wollen
  • Menschen, die ihre eigene Aggressivität nicht zulassen, werden von der Acht leicht eingeschüchtert
  • Aggressivität der Acht mobilisiert die Aggression des Gegenübers
  • Mitarbeiter der Acht werden von der Acht wie Fußabstreifer behandelt
  • bezeichnen im Extremfall ihre Gegner als bösartig oder geistig minderbemittelt
  • Hang zu Überheblichkeit und Rechthaberei
  • solange ihre Mitarbeiter Fehler machen (hilflos, arm und schwach), wird ihr Beschützerinstinkt mobilisiert
  • wenn jemand Macht demonstriert, zeigt sie, dass sie mehr Macht besitzt
  • größter Fehler gegenüber der Acht ist, sich einschüchtern zu lassen und zurückzuweichen, wenn sie laut wird und Druck ausübt
  • den kleinen Jungen zeigen oder das kleine Mädchen ansprechen
  • Achter verachten Feigheit und Weichlichkeit
  • sobald sie merkt, ihr Gegenüber sei dumm oder unfähig, geben sie ihm den Rest, selbst wenn er schon am Boden liegt
  • Wurzelsünde ist Schamlosigkeit („Unkeuschheit“)
  • Einladung an Achter ist Erbarmen
  • unreife Achter sind gegen sich und andere erbarmungslos
  • haben Angst vor ihrem weichen Kern
  • erniedrigen, demütigen oder schüchtern andere ein
  • brechen die verlogenen Fassaden von Institutionen und Gesellschaften durch
  • auch Achter müssen zugeben können, dass sie im Unrecht sind, und um Vergebung bitten können

Typ 9
  • Menschen vom Typ 9 sind Friedensstifter
  • akzeptieren andere ohne Vorurteile
  • können unparteiische Schiedsrichter sein
  • in der Gegenwart einer Neun fällt es vielen Menschen leicht, selbst zur Ruhe zu kommen
  • Ganz im Gegensatz dazu fühlen sie sich innerlich häufig von Ängsten und Unruhe gepeitscht, auch wenn ihnen das niemand anmerkt
  • manchmal fehlt Neunern einfach der Mut oder sie nehmen sich nicht wichtig genug, um ihre Talente vor anderen auszubreiten
  • Neuner schwimmen gern mit dem Strom
  • viele Neuner berichten, dass sie in der Kindheit übersehen wurden oder einfach untergegangen sind, ignoriert wurden
  • andere Neuner fanden sich in einer so schwierigen Situation, dass sie versuchen mussten, zwischen den Fronten zu vermitteln und beide Seiten zu verstehen
  • neuner sind auf den ersten Blick pflegeleicht; man muss sie einfach gern haben
  • haben Angst vor Entscheidungen
  • sie lieben es, wichtige Entscheidungen vor sich her zu schieben und vermeiden alles, was zu schwierig ist und zu viel Energie kostet
  • Neuner sind ehrlich
  • sie sagen, was sie empfinden; es gibt in Ihnen keine versteckten Motive
  • die Versuchung der Neun besteht darin, vor allem sich selbst herabzusetzen
  • Neuner wirken auf den ersten Blick demütig; in Wirklichkeit steckt dahinter oft falsche Bescheidenheit und die Angst, sich zu zeigen
  • nehmen sich selbst nicht so wichtig
  • Abwehrmechanismus ist Betäubung
  • weil sie sich den vielen Anstrengungen und Anforderungen des Lebens oft nicht gewachsen fühlen, fliehen sie unter Umständen in irgendeine Sucht
  • können sich selbst nur schwer stimulieren und greifen deshalb zu Stimulantien
  • Liebe und Zuwendung sind wahre Wundermittel, um eine ausgelaugte Neun wieder auf die Beine zu bringen
  • die Wurzelsünde ist Faulheit
  • die Falle der Neun ist Trägheit und Bequemlichkeit
  • vermeiden Konflikte
  • Neuner belasten ihren Kopf nicht mit unnötigem Ballast; sie sehnen sich danach, unnötige Lasten abzuwerfen und etwas Einfaches und Klares zu finden
  • Neuner haben keinen der Abwehrmechanismen zur Verfügung, mit denen die anderen acht Typen ihr Inneres vor dem Ansturm der Außenwelt zu schützen versuchen
  • bei der Partnersuche erleben es Neuner oft, dass sie zwischen starken Wünschen nach Verschmelzung (Symbiose) und einem tiefsitzenden Wunsch nach Autonomie hin- und hergerissen sind
  • unreife Neuner haben Angst vor unkontrollierbaren Energien wie Sexualität und Aggression
  • viele Neuner sind hoch begabt; aber ihre Gaben kommen oft nicht zur Geltung
  • die Gabe der Neun ist die Tat
  • Neuner fühlen sich innerlich zerrissen und unharmonisch und können deshalb gar nicht glauben, dass ausgerechnet sie Ruhe ausstrahlen
  • die Einladung an die Neun heißt bedingungslose Liebe; Neuner brauchen die Erfahrung, dass sie erwünscht und wichtig sind
  • erlöste Neuner können wie kein anderer Typ bedingungslos lieben
  • neuner müssen lernen, dass in Ihnen ein goldener Kern steckt und dass sie eine innere Energiequelle besitzen, die sie fähig macht, zielbewusst und entschlossen zu handeln
  • sie müssen mutig und risikofreudig agieren, um sich selbst zu erfahren; solange sie herumsitzen und nachdenken, werden sie immer tiefer resignieren und letztlich versumpfen

       
4.2 Fritz Riemann: „Grundformen der Angst“

Der Psychoanalytiker Fritz Riemann (1902 – 1979) unterschied vier Persönlichkeitstypen:

1.) schizoid als Angst vor zu viel Nähe  
2.) depressiv als Angst vor zu viel Distanz  
3.) zwanghaft als Angst vor zu viel Wechsel/Risiko  
4.) hysterisch als Angst vor zu viel Ordnung/Konstanz
 

Riemann nahm diese Persönlichkeitstypologisierung anhand von vier menschlichen Grundängsten vor. Er ging davon aus, dass zwar alle Menschen individuelle Ängste haben, dass es aber auch viele Ängste gibt, die allen Menschen gemeinsam sind. So vielfältig demnach das Phänomen Angst sich auch darstellt - es gibt praktisch nichts, wovor man nicht Angst entwickeln kann - geht es doch meist immer um Varianten ganz bestimmter Grundängste.
 

Distanz-Typen („schizoid“):

Innere Freiheit und Unabhängigkeit, Autonomie, Distanz, Abgrenzen, Selbstbestimmung, Selbstbewahrung, Eigenwelt und Phantasie (bis zu verschroben, bizarr, manieriert), Individualität, Gefühls- und Ausdrucksbeherrschung trotz oder wegen intensiver Gefühle, Ambivalenz und Ringen um innere Einheit, Identität und Harmonie, sensibel, hochsensitiv, Konsequenz, sachlich, rational,   logisch, abstrakt, innerlich unsicher, äußerlich selbstbewusst (bis arrogant wirkend), starker Drang nach Unabhängigkeit, "Ich bin das Maß aller Dinge!", vermeidet Emotionen und menschliche Nähe, sachlich, kühl und objektiv, aggressiv und arrogant, fehlender Enthusiasmus, gleichgültig gegenüber Kritik, "Nur ich weiß, was richtig ist!", starkes Selbstwertgefühl, vertritt seine Überzeugung klar und kompromisslos, unsentimental, ironisch-sarkastisch, scharfe Beobachtungsgabe.
 

Nähe-Typen („depressiv“):

Geborgenheit, Anpassung, Anlehnung, Harmonie, Kooperationsfähig, Hingabefähig, gefühlvoll, warmherzig, Mitgefühl, Anteilnahme, vorsichtig, Friede, Ausgleich, sorgend, funktionierend, Liebe, Einfühlung, Treue, Führung suchend, brav, einordnen, unterordnen, behütet und behütend, naiv, gutgläubig, unselbständig, zögerlich. Wunsch nach Zuneigung und menschlicher Nähe, "Ich will nicht alleine sein!", Vermeidung von Konflikten, "Ich hasse Streit!", Vogel-Strauß-Mentalität, selbstlos und geduldig, denkt erst an andere, dann an sich, verhält sich kindlich-hilflos, wenig Selbstwertgefühl, einfühlsam und hilfsbereit, schlicht und anspruchslos, relativ wenig Egoismus.
 

Ordnungs-Typen („zwanghaft“):

Perfektion und Optimierung, Kontrolle, Macht und Beherrschung, Richtig und Falsch, Recht und Ordnung, Gewissenhaftigkeit (skrupulös), Sicherheit, Vorsicht, Leistung,   Ehrgeiz, Ausdauer, Hartnäckigkeit, Streitbarkeit, Geld, Besitz, Materie, Bodenständiges, Konservatives, Tradition, Ordnung, Sauberkeit, Sparsamkeit, Geiz, Sachlichkeit, Wahrnehmbares, Konkretes, Konsequenz, zuverlässig, Angst vor Risiko und Veränderung, liebt präzise Planung, Vorurteile, Dogmatismus, Perfektionist und konsequent korrekt, Entschlussunfähigkeit, Detailfetischismus, Ein "Nein" bleibt ein "Nein", ordentlich und fleißig, beständig und zuverlässig, verantwortungsbewusst.
 

Veränderungs-Typen („hysterisch“):

Leichtes, müheloses, anregendes Leben, (äußere) Freiheit, Ungebundenheit, Spannung, Erlebnishunger, Abwechslung, Abenteuer, neue Reize, Aktivität, Impulsivität, Unternehmungsgeist, Risiko, Kontakt, Spontaneität, Begeisterung, Gefallen, Mittelpunkt, Beeindruckbarkeit, Theatralik, Show, Wirkung, Effekt, Ideen, Kreativ, Flüchtig, oberflächlich, flexibel, aufgeschlossen für Neuerungen, revolutionär, liebt die ständige Abwechslung, "Ich will Freiheit und Risiko, Traditionen und Konzepte engen mich ein.", steht gerne im Mittelpunkt, "Ich möchte bewundert und anerkannt werden.", Veränderung der Veränderung willen, gibt Versprechungen, die er nicht einhält, "Rösselsprünge" im Denken, Imponiergehabe und Starallüren, oberflächlich und leicht zu beeinflussen, will sofortige Bedürfnisbefriedigung, nur das Hier und jetzt zählt, lebhaft, spontan und charmant.
 

Die Existenz von Ängsten ist weitgehend unabhängig von Kultur und Zeitalter, was sich ändert sind lediglich die Angstobjekte. Waren es früher Naturgewalten, die den Menschen Angst machten, sind es heute Bakterien, Verkehrsunfälle oder Einsamkeit, die Angst auslösen. Ängste sind dabei grundsätzlich nichts Negatives, sondern sie lassen Menschen beispielsweise auch über sich selbst hinaus wachsen.
 
Ursache aller Ängste ist das Faktum, dass menschliches Leben und dessen Gestaltung vier Grundforderungen unterliegt, die einander antinomisch als polare Gegensätze zugeordnet sind und sich so gleichzeitig ergänzen:
 
Wir sollen ein einmaliges Individuum werden, unser Eigensein bejahen und uns gegen anderes Eigensein abgrenzen <--> Wir sollen uns der Welt, dem Leben und den anderen Menschen vertrauend öffnen und uns auf sie einlassen.
 
Wir sollen Dauer anstreben, Pläne machen, diese nachhaltig und zielstrebig verwirklichen <--> Wir sollen uns wandeln, Veränderungen und Entwicklungen durchmachen, Vertrautes und Gewohntes aufgeben.
 
Riemann erläutert diese Notwendigkeiten und die damit verbundenen Ängste anhand des Gleichnisses der vier Bewegungen der Erde:
 
Riemann nimmt nun an, dass diese vier Bewegungen unbewussten Triebkräften und latenten Forderungen des Menschen entsprechen, die sich alle als Ängste unseres Lebens manifestieren:
 
• die Angst vor der Selbsthingabe, als Ich-Verlust und Abhängigkeit erlebt
• die Angst vor der Selbstwerdung, als Ungeborgenheit und Isolierung erlebt
• die Angst vor der Wandlung, als Vergänglichkeit und Unsicherheit empfunden
• die Angst vor der Notwendigkeit, als Endgültigkeit und Unfreiheit erlebt
 
Diese Typologie spielt auch bei Partnerschaften und in der Partnerwahl eine Rolle, wobei das Grundproblem darin liegen kann, dass in solchen Beziehungen die Tendenz besteht, die ohnehin vorhandenen Grundtendenzen des Typus noch zu verstärken.
 
Wenn sich schizoide und depressive Partner anziehen, dann ahnt möglicherweise der Schizoide instinktiv die Liebesbereitschaft und Liebesfähigkeit des Depressiven, seine Opferbereitschaft, sein einfühlendes ich-Bemühen. Hier kann er sich aufgehoben fühlen. Andererseits fasziniert den Depressiven am Schizoiden, dass dieser etwas lebt, was er sich nicht zu leben gewagt hat: unabhängiges Individuum zu sein, ohne Verlustangst und Schuldgefühle. Zugleich spürt er, dass hier jemand ist, der seine Liebesbereitschaft dringend braucht. Eine solche Konstellation kann gelingen aber auch in die Katastrophe führen, denn wenn sich der Schizoide zu sehr eingeengt fühlt, wird er sich zu lösen versuchen, was dazu führt, dass der Depressive sich vernachlässigt fühlt und näher an den Schizoiden herankommen möchte.
 
Wenn sich zwanghafte und hysterische Partner instinktiv anziehen, dann faszinieren den Zwanghaften die Buntheit, Lebendigkeit, die Risikofreudigkeit und die Aufgeschlossenheit des hysterischen Gegentypus, denn er selbst erlebt sich häufig als unnötig eingeengt. Der Hysterische wiederum ist fasziniert vom Zwanghaften aufgrund dessen Ruhe, Stabilität, Solidität, der Konsequenz und Verlässlichkeit, die ihm selber so fehlen. Diese Konstellation kann kritisch werden, wenn der Zwanghafte sich ebenso behaupten möchte wie der Hysterische, wobei der Zwanghafte immer pedantischer und der Hysterische immer sprunghafter wird, weil er den Eindruck hat, der Zwanghafte möchte ihm den Freiraum, den er zum Atmen braucht, wegnehmen.
 
 
Quellen:
 
Riemann, Fritz (1990). Grundformen der Angst. München: Ernst-Reinhardt-Verlag.
Sponsel, R. (2001). Die vier Grundstrukturen nach Fritz Riemann's Grundformen der Angst.
 
 

5. Schlussbemerkung

Psychologen und Ärzte weisen immer wieder auf den Zusammenhang zwischen unserer Persönlichkeit und unserer Kindheit hin: die Kindheit habe entscheidenden Einfluss auf unsere spätere Persönlichkeit.

Es ist wichtig, dass wir uns selbst verstehen:

a) Wo komme ich her?
b) Welche Eigenschaften habe ich eigentlich?
c) Wie ist meine Persönlichkeit zu verstehen?



Rainer Langlitz



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