Ist Theologie eine Wissenschaft?

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Ist Theologie eine Wissenschaft?

Rainer Langlitz
Veröffentlicht von Rainer Langlitz in Theologoumena · Sonntag 03 Mai 2020
Ist Theologie eine Wissenschaft oder die Frage: Was wissen wir über Gott?

- Vom Wissen und Unwissen der Theologie -

Wenn  es um Gott selbst geht, kann Theologie keine (!) Wissenschaft sein, da  von vornherein das Objekt der Wissenschaft, nämlich das, was wir Gott  nennen, fraglich bzw. nicht greifbar/messbar ist.  

Geht es jedoch um die Inhalte des Glaubens an Gott und dessen spezifischer Dokumente, ist Theologie sehr wohl eine Wissenschaft.

D.  h. im allgemeinen Sinne einer Frage nach Gott ist hier eher die  Philosophie zuständig, im konkreten Fall einer bestimmten Religion die  Theologie und bei allgemeinen Fragen zu allen Religionen die  Religionswissenschaft.

In Wikipedia lesen  wir im Artikel "Geisteswissenschaft" (Zitat): "Der Theologe Arno  Anzenbacher schlug 1981 [eine bestimmte] Wissenschaftsgliederung  vor:" (Zitat Ende).

Anzenbacher unterscheidet dabei zum einen zwischen:

1.) Realwissenschaften.
2.) Formalwissenschaften.

Die Realwissenschaften untergliedert Anzenbacher in

a) Naturwissenschaften und b) Kulturwissenschaften

Unter die Kulturwissenschaften wiederum subsumiert Anzenbacher gem. Wikipedia:

a)  die Geisteswissenschaften (Kunstgeschichte, Musikwissenschaft,  Literaturwissenschaften, Religionswissenschaften, Sprachwissenschaften).  

b) die Sozial- und Wirtschaftswissenschaften.

Einzubauen in diese Auflistung bzw. Gliederung wären hier sicherlich noch die Humanwissenschaften.

Ist es also Zufall, dass Anzenbacher unter die Geisteswissenschaften nicht (!) die Theologie subsumiert?

Was ist nun aber mit der Theologie?

Wikipedia erklärt den Begriff "Theologie" bekanntlich wie folgt (Zitat):

"Theologie (griechisch θεολογία theología, von altgriechisch θεός theós ‚Gott‘ und λόγος lógos ‚Wort, Rede, Lehre‘) bedeutet „die Lehre von Gott“ oder Göttern im Allgemeinen und die Lehren vom Inhalt eines spezifischen religiösen Glaubens und seinen Glaubensdokumenten im Besonderen." (Zitat Ende).

Ich selbst tendiere in o. g. Frage thesenartig zu folgender Argumentation:

1.) Wir wissen nichts über Gott.

2.) Schöpfung Gottes? Ja!

3.) Der Schöpfungsgedanke ist jedoch bereits Glaube.

4.) Man sagt zurecht: Glaube ist nicht Wissen.

5.)  Theologie arbeitet im universitären Sinne wissenschaftlich. Das auf  jeden Fall. Lediglich der Glaube und dessen Praktik und dessen Aussagen  in Form von Theorien und Schriftwerk werden wissenschaftlich untersucht.

6.) Theologie kann vieles wissen im Sinne der Exegese, im Sinne der Kirchengeschichte etc.

7.)  Aussagen über Gott sind jedoch lediglich persönlich bzw. als Gruppe  innerhalb einer Religionsgemeinschaft möglich („Bekenntnis“).

8.)  Man kann natürlich dann insofern fragen: Was ist Wissen eigentlich?a)  die größte Schnittmenge aus A und B?b) muss Wissen beweisbar sein?c)  kann eine einzelne Person wider „besseren“ Wissens der Anderen etwas  wissen im Sinne der Subjektivität?

9.) Dennoch sage ich: ein Bekenntnis ist gut und sinnvoll.

10.)  Es geht allerdings um eine gemeinsame Diskussion: Wer oder was ist  Gott? oder besser gesagt: Wer oder was könnte Gott sein? (Kurt  Tucholsky).

Mit anderen Worten:

Wenn es um Gott selbst  geht, kann Theologie keine (!) Wissenschaft sein, da von vornherein das  Objekt der Wissenschaft fraglich ist.

Geht es jedoch um die Inhalte des Glaubens an Gott und dessen spezifischer Dokumente, ist Theologie sehr wohl eine Wissenschaft.

Rainer Langlitz


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