Energiekrise und Advent 20xx oder die Frage: Wieviel Licht brauchen wir?

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Energiekrise und Advent 20xx oder die Frage: Wieviel Licht brauchen wir?

Rainer Langlitz
Veröffentlicht von Rainer Langlitz in Essays · Donnerstag 20 Okt 2022
Energiekrise und Advent 20xx oder die Frage: Wieviel Licht brauchen wir?

Wer kennt die lustige und zugleich kritische „Weihnachtsgeschichte der etwas anderen Art“?

Jene Geschichte (Link, hier) beschreibt, wie wir alle dazu beitragen, dass die Adventszeit und der damit verbundene Elektrizitätsbedarf für die Weihnachtsbeleuchtung pervertiert wird.

In etwa 5 Wochen ist es soweit: Der erste Advent wird kommen. Der November und der Dezember sind von sich aus – jahreszeitlich bedingte - dunkle Monate. Aber wir leben auch in einer von uns selbst verursachten düsteren und dunklen Zeit - nicht nur wegen der weltweiten Krisen der Gegenwart, sondern auch wegen einer zu befürchtenden düsteren Zukunft. Die eine Krise folgt der anderen: Finanz- und Bankenkrise, Corona-Krise und nun der Krieg im Osten Europas, der uns sehr nahe kommt. Manche Menschen malen schon das Armageddon als Bild, das zur Realität werden könnte: weitet sich der Krieg zwischen Russland und dem Westen weiter aus in Richtung einer nuklearen Bedrohung, so dass die Gefahr eines weltweiten Atomkriegs mit zerstörenden Atombomben besteht? Aber auch nicht zuletzt die Klimakrise beschreibt eine düstere Zukunft für uns Menschen.

 
Und nun wird von der Energiekrise gesprochen. Die eingangs zitierte Geschichte beschreibt sehr schön die Pervertierung der Adventszeit. Diese Geschichte beschreibt, wie in einer bestimmten Stadt der eine den anderen Nachbarn an Adventsbeleuchtung toppen möchte, so dass es zu einer Überforderung eines stromerzeugenden Kraftwerks kommt, die mit einer großen Explosion verbunden ist, so dass am Ende die in dieser Stadt lebenden Menschen alle im Dunklen sitzen. Mich persönlich erinnert diese Geschichte an das Märchen „Vom Fischer und seiner Frau“ oder auch an das Märchen „Hans im Glück“. In beiden Märchen geht es unter anderem darum, dass eine bestimmte Person ihren Besitz oder ihren Status immer wieder vermehren möchte, bis sie schließlich am Ende der Geschichte wieder arm wird - wie am Anfang. Arm bedeutet aber nicht immer materiell arm zu sein. Arm kann auch bedeuten, bescheiden zu sein, so wie es auch in den Seligpreisungen der Bergpredigt gemeint ist. Bescheidenheit ist auch eine Tugend, so sagt man. Sind wir heutzutage bescheiden? Haben wir in den letzten Jahrzehnten hier in Saus und Braus gelebt? Es gibt einige Politiker, die in der letzten Zeit Verzicht gepredigt haben. So sagte ein bestimmter Politiker, dass man im Winter eben auch mal mit 2 dicken Pullovern in der Wohnung sitzen müsse, um Energie zu sparen. Ein anderer Politiker meinte, es sei hinzunehmen, dass man nicht jeden Tag mit heißem Wasser duschen könne, sondern dass man auch mal einen Waschlappen benutzen müsse, um Energie zu sparen.

 
Auch und selbst die Gefahr des sogenannten "Blackouts" ist in der Politik und unter uns Bürgern diskutiert worden: die mit dem Abschalten der letzten in Deutschland betriebenen drei Atomkraftwerke verbundene Gefahr, dass in Deutschland ein kompletter Stromausfall passieren könnte.

 
Ja, wir brauchen Energie: für die privaten Haushalte und auch für die Wirtschaft und die einzelnen Industriezweige und deren Produktion. Ich persönlich finde ein Umdenken im Verbrauch und am Bedarf und natürlich auch in der Bereitstellung an Energie notwendig. Müssen wir wirklich trotz der Dunkelheit im November und Dezember derartige Beleuchtung zur Advents und Weihnachtszeit präsentieren? Sind Weihnachtsbeleuchtung an Fenstern und in den Straßen das eigentliche Symbol von christlicher Advents- und Weihnachtszeit?

Wenn von christlichem Advent und Weihnachten etwas ausgeht, dann ist es Bescheidenheit, wenn nicht sogar Armut, die sich jedoch nicht als materielle Armut zeigt, sondern in der Frage, wieviel ich wirklich zum Leben brauche. Muss wirklich alles maximiert werden bis ins Unermessliche?

Nein! So können wir nicht weitermachen auf diesem Planeten. Wir fackeln Ressourcen wie Öl, das sich über Millionen von Jahren durch natürliche Fäulnisprozesse gebildet hat, innerhalb von 200 oder 300 Jahren ab auf Kosten der nachkommenden Generationen.

Wir brauchen bereits jetzt ein Umdenken. Die Politik hat sich in Deutschland dazu entschlossen, aus der Kernenergie auszusteigen. Auf der anderen Seite werden Elektro-Autos vermehrt auf die Straßen gebracht, für die auch Strom benötigt wird. Ist dies nicht ein Widerspruch? Woher soll der ganze Strom beschafft werden? Aus Solarenergie und Photovoltaik? Ja, das wäre ein gangbarer Weg. Und ich frage mich schon lange, warum man nicht in Wüsten im Bereich des Äquators (Sahara z. B.) riesige Parks an Solaranlagen hinstellt, um dort Strom zu produzieren?  

 
„Herr, wie sind deine Werke so groß und viel! Du hast sie alle weise geordnet, und die Erde ist voll deiner Güter.“ (Psalm 104,24). Manche Menschen meinen, anhand sogenannter Naturkonstanten sagen zu können, dass hierbei eine höhere Intelligenz am Schaffen war, die wir Gott nennen könnten. Auch das Prinzip der Photosynthese ist für mich ein Indiz dafür, dass in Wahrheit alles von Gott weise geordnet war. Alles sollte gut funktionieren: „Und Gott sah an alles, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut.“ (Genesis 1,31).

 
Das Prinzip „Back to the roots“ muss nicht bedeuten „Zurück in die Steinzeit“. Aber es könnte bedeuten, mehr auf „Natürlichkeit“ im Sinne des Lebens mit und von der Natur zu bauen, von der Natur zu profitieren und nicht die Natur zu zerstören oder gegen die Natur zu leben. Nicht nur, dass wir uns damit – wie manche religiöse Menschen es nennen und es zum Vorwurf machen – gegen Gottes Schöpfung versündigen würden, nein, wir schaden uns mit diesem die Natur ausbeuterischen Verhalten auch einzig und allein uns selbst und unseren Nachkommen.

 
Insofern ist es ja richtig:

 
Wir brauchen Licht für das Dunkel:

 
Licht in Form von Elektrizität, und wir brauchen Energie.

 
Aber diese dunkle Zeit des Novembers und des Dezembers lädt uns zum Umdenken ein:
 

Wir können so nicht weiter hantieren.

 
Der Russland-Feldzug gegen die Ukraine macht uns auf nicht gewollte und nicht beabsichtigte Weise deutlich, dass die Nutzung von billigem Gas aus Russland zwar bequem war. Dieser Krieg hat uns aber auch in eine Situation gebracht, wo wir noch stärker über Energiegewinnung nachdenken müssen.
 

Ein „immer weiter so“ kann es und darf es nicht geben!

 
Wir brauchen Innovation, die von klugen Ingenieuren ausgehen muss!

 
Wir brauchen auch ein Umdenken im Kopf jedes einzelnen Verbrauchers!

 
Und was wir definitiv nicht brauchen, ist ein Wahnsinn an Lichtermeeren in der Adventszeit.

 
Genau das lehrt uns nämlich jene "Weihnachtsgeschichte der etwas anderen Art".

 
Wenn Advent und Weihnachten Konsumrausch, Lebkuchen, Weihnachtsgans und maximale Beleuchtung von Häusern und Fenstern bedeutet, dann haben wir definitiv etwas falsch verstanden.

 
Der Advent und Weihnachten bedeuten stattdessen immer einen Neuanfang:

 
Das Kirchenjahr beginnt mit dem Advent neu.

 
Mit der Geburt Christi beginnt eine neue Zeitrechnung.

 
Und mit dem Advent 2022 sollte auch ggf. ein weiteres Umdenken in der Energiepolitik beginnen.

 
Es ist richtig, dass wir so nicht weiter machen können.

 
Fukushima hat es 2011 auf das Tableau gebracht. Wir wollen keine Atomenergie mehr. Wir wollen auf eine Energiegewinnung umsteigen, die aus erneuerbaren Ressourcen resultiert.

 
Insofern bin ich gespannt, ob es zum Advent 2022 unter der westlichen Bevölkerung wieder zum Energie- und Lichterwahnsinn kommt, der zur Kapazitätsauslastung an Strom führen könnte, denn wenn dann auch noch die vielen angekündigten Heizlüfter angeworfen werden aufgrund des Wärmebedarfs auf der einen Seite und der Gasknappheit auf der anderen, dann könnte es wirklich dazu kommen, dass wir alle mal zehn oder mehr Tage im Dunklen sitzen – und zwar ohne Strom…

 
 
Mein Appell an dieser Stelle wäre also, den Advent 2022 bescheiden zu begehen ohne „Lichterwahn“. Kerzen aus Wachs spenden auch Licht in der Wohnung, oder? Protz und Angeberei in der Adventszeit sollten in diesem Jahr einmal unangebracht sein und vermieden werden angesichts der Energiekrise in diesem Jahr 2022…

Und ich würde mir wünschen - so schön diese Zeit und dieses Fest (Advent und Weihnachten) auch für Kinder und für manch Erwachsenen sein mag - dass zukünftig weniger geprotzt und mehr Bescheidenheit gepflegt wird.

Wenn von der Advents- und Weihnachtszeit etwas ausgehen sollte, dann immer ein "Neuanfang":

Es war ursprünglich gemeint, dass Jesus das eigentliche Licht der Welt ist.

Das Buch Jesaja innerhalb der hebräischen Bibel ist voll solcher Lichtsymbolik, die mit Hoffnung verknüpft ist in einer Zeit des Leidens und der Bedrängnis.

Advent ist auch eine Zeit des Nachdenkens, des Verzichts, des Fastens und des Umdenkens.

Es geht in der Advents- und Weihnachtszeit gerade nicht um Konsum und um Verschwendung, und schon gar nicht um sinnloses Konsumieren und Verbrauchen von Strom- und Energie, um ganze Häuser in der Advents- und Weihnachtszeit in Licht zu verwandeln.

Darüber könnte nun in der Vorbereitung und zum Beginn des Novembers einmal gerne nachgedacht werden...

Rainer Langlitz






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