Die Unsinnigkeit und die Gefährlichkeit von Exorzismen: mein Aufruf zum Verbot
Veröffentlicht von Rainer Langlitz in Essays · Sonntag, 09. März 2025 · 4:30

Exorzismen sind in der röm.-kath. Kirche leider immer noch eine gängige Praxis.
"Als Exorzismus (latinisiert aus griechisch ἐξορκισμός, exorkismós, „das Hinausbeschwören“) wird eine meist religiöse Praxis bezeichnet, vermeintlich besessene Menschen und Tiere oder verfluchte Orte und Gegenstände von bösen Geistern zu befreien. Exorzismen werden auch Teufels- oder Dämonenaustreibung genannt und gehören zum Bereich der seit der Antike üblichen apotropäischen Handlungen. Der Exorzist nutzt zumeist beschwörende Exorzismusformeln, um mit dem vermeintlichen Dämon in Kontakt zu treten und ihn schließlich zum Verlassen des Körpers zu bewegen. Eine Ausprägung des Exorzismus ist der geistige Dialog über das Gebet."
Link und Quellenangabe:
Ich selbst lehne Exorzismen ab! Sie basieren auf einem Gottes-, Menschen und Weltbild, das in der Wissenschaft nicht mehr haltbar und das sogar mit Gefahren verbunden ist.
Christliche Exorzismen basieren auf fünf problematischen Voraussetzungen:
1. Gott ist Person.
2. Das Böse und der Satan existieren real.
3. Auch die Bibel beschreibt Exorzismen.
4. Jesus trieb Dämonen aus.
5. Exorzismen sind notwendig und nützlich.
Jede dieser fünf o. g. Thesen (Voraussetzungen) ist problematisch:
ad These 1:
Wer sagt uns, dass Gott eine Person sei - geschweige denn, dass er überhaupt existiert? Es handelt sich bei dieser Aussage um eine reine Glaubensaussage ohne jegliche Evidenz.
ad These 2:
Bei einem Blick auf die Realität könnte man zur Ansicht tendieren, es existierten das Böse und der Satan. Doch auch hierbei handelt es sich um reine Glaubensaussagen ohne jegliche Evidenz. Dass die Realität, in der wir leben, oftmals leidvoll ist, muss nicht zwingend auf die reale Existenz eines sog. Satans oder des realen Bösen zurückgeführt werden. Die Realität ist aufgrund von Naturgesetzen zu erklären und funktioniert nach dem Prinzip von "Ursache und Wirkung", sehr wahrscheinlich jedoch nicht nach dem Prinzip des real existierenden Bösen in einer Person.
ad These 3:
Die Tatsache, dass die Bibel Exorzismen beschreibt, sagt relativ wenig über den sinnvollen Gehalt von Exorzismen aus. Das wäre genauso, wie wenn ich sagen würde:
Im 1. Buch Mose wird etwas über den Hintergrund eines Regenbogens am Himmel ausgesagt: er sei ein Zeichen für den Bund zwischen Gott und den Menschen. Heute wissen wir, warum solche Regenbogen nach einem Regen entstehen. Mit anderen Worten: Man hatte früher einfach keine bessere Erklärung für das Erscheinen von Regenbögen, weswegen man sie auf Gott hin deutete. Nur weil die Bibel Exorzismen beschreibt, heißt das noch lange nicht, dass deswegen der Bibel eine besondere Autorität zukäme.
ad These 4:
Auch wenn wir einige biographische Angaben im Neuen Testament über Jesus nachlesen können, so konzediert die moderne Bibelwissenschaft, dass man tatsächlich wenig bis gar nichts über das reale Leben von Jesus von Nazareth weiß. Man weiß wenig über die Biographie von diesem Menschen. Die biographischen Angaben, die wir über Jesus im Neuen Testament nachlesen können, sind frühestens 40 Jahre nach seinem Tod aufgeschrieben worden - manche Texte sind sogar nochmals 20 Jahre später entstanden. Es handelt sich bei diesen Texten im sog. Neuen Testament als einem bestimmten Abschnitt der Bibel größtenteils um fingierte ("erfundene") Berichte, die in der Regel als Legendenbildung bezeichnet werden bzw. als Berichte der frühen Christengruppe, die Jesus in den Mund gelegt wurden. Nur wenige (fundamental denkende) Theologen halten die Berichte der Bibel für real.
ad These 5:
Dass Exorzismen notwendig und nützlich seien, muss mit aller Entschiedenheit zurückgewiesen und bestritten werden. Die Symptome, die Menschen zeigen, bei denen ein Exorzismus als notwendig angesehen wird, haben schätzungsweise zu 99% einen neurologisch-psychiatrischen Hintergrund. Zum einen sind Exorzismen also nicht notwendig, denn es gibt seit den 1950er Jahren bestimmte Neuroleptika bzw. Antipsychotika, mit denen diese Symptome behandelt werden können. Nützlich sind Exorzismen auch nicht. Sie sind eher schädlich in ihrer Durchführung, wie besonders der Fall Anneliese Michel aus den 1970er-Jahren beweist.
Exorzismen basieren auf einem Gottes- und Weltbild, das ich oben beschrieben habe unter These 1 bis 4. Diese Thesen habe ich einer Revision und Widerlegung zugeführt.
Damit sollte meine Haltung zu Exorzismen deutlich geworden sein.
Die christliche Kirche hat nicht nur diese junge Frau Anneliese Michel auf dem Gewissen! Auch sogenannte "Hexen" wurden von der Kirche vor allem im Mittelalter "verteufelt, angeklagt, verbrannt, getötet.
"Bei dem Todesfall durch Exorzismus in Frankfurt am Main wurde am 5. Dezember 2015 eine damals 41-jährige Koreanerin von Familienangehörigen im Verlauf einer spirituellen Teufelsaustreibung in einem Zimmer des Hotels InterContinental in Frankfurt am Main erstickt."
Mein Plädoyer wäre deswegen, dass sich die Politik diese Phänomens annimmt und diese Formen von sog. "Teufelsaustreibungen" verbietet, denn sie helfen Menschen in keiner Weise, sondern können wie im Fall von Anneliese Michel eine reale Lebensgefahr darstellen. Anneliese Michel wurde von röm.-kath. Priestern durch Exorzismen zu Tode gebracht.
Der Gesetzgeber sollte sich die Praxis der röm.-kath. Kirche, die solche Exorzismen durchführt, genauestens anschauen und ggf. unter Strafe stellen, wenn nicht gewährleistet ist, dass ein Arzt hinzugezogen wurde, der mit dem betreffenden Patienten gesprochen hat.
Rainer Langlitz
Es gibt noch keine Rezension.