Der Mensch in der Permakrise oder die Notwendigkeit von Globalisierung, Ökologisierung und Individualisierung: Plädoyer für einen Great Reset?
Veröffentlicht von Rainer Langlitz in Essays · Samstag, 28. Oktober 2023 · 7:45

Mit dem neologistischen Wort "Polykrise" bzw. "Permakrise" meinen wir einen permanenten Krisenzustand, in dem wir Menschen uns gefühlsmäßig und realistisch befinden.
Konflikte, Krisen und Kriege.
Krisen werden teilweise als Chance für eine positive Veränderung gesehen.
Krisen können sich jedoch auch in negativer Weise in einen Krieg(szustand) pervertieren.
- Bankenkrise
- Flüchtlingskrise
- Corona-Krise
- Ukraine-Russland-Krise
- Energiekrise
- Nahost-Krise
Kriege können als Bankrott-Erklärung menschlichen Zusammenlebens angesehen werden.
Schauen wir uns Krisen und Kriege nach 1945 an:
zwischen 1948 - 1980
- 1948 Nahostkonflikt
- seit 1950: Koreakrieg
- seit 1955: Vietnam-Krieg (bis 1975)
- Afghanistan-Konflikt (seit 1978)
- Irak-Iran-Konflikt (1980)
1980 – 2000
- HIV-AIDS-Krise (1981)
- Zerfall der Sowjetunion (seit 1989)
- Golfkrieg (1991)
2000 - dato
- Terrorgefahr (2001; 9/11)
- Weltfinanzkrise (ab 2007)
- Syrienkonflikt (ab 2011)
- Ukrainekonflikt (ab 2014)
- Flüchtlingskrise (ab 2015)
- Coronakrise (ab 2020)
- Energiekrise (ab 2022)
- Inflationskrise (ab 2022/2023)
Leider Gottes sind Kriege zu allen Zeiten passiert. Sie ziehen sich wie ein roter Faden durch die Geschichte des hochentwickelten Menschen (vgl. dazu Wikipedia, Artikel "Liste von Kriegen, Aufruf vom 29.10.2023"; Link, hier):




















Seit dem 07. Oktober 2023 ist nun im Gazastreifen (östliches Mittelmeer zwischen Israel und Ägypten) wiederum ein Krieg ausgebrochen aufgrund eines brutalen Terrorangriffs der Hamas-Organisation.
Diese Auflistung stellt ohne Zweifel die Permakrise und den Permakriegszustand dar, in denen wir Menschen uns seit jeher befinden.
Soll diese Liste unendlich fortgeführt werden?
Gibt es Lösungen dafür, dass sich zukünftig Krisen und Kriege nicht mehr ereignen?
Krisen sind sicherlich unvermeidbar. Krisen werden sich immer wieder manifestieren und ereignen.
Kriege sollten zukünftig vermieden werden. Wir sollten aus der Geschichte lernen bzw. gelernt haben!
Ich finde in diesem Zusammenhang mindestens drei Begriffe wichtig, um Kriege zukünftig zu vermeiden:
Warum diese drei Begriffe?
Zum ersten Begriff "Globalisierung":
Ein Zusammenrücken der Staaten, in denen Menschen leben und agieren, scheint mir wichtig zu sein (Globalisierung). Der Begriff Globalisierung bezeichnet den Vorgang, bei welchem weltweite Verflechtungen in unter anderem den Bereichen Wirtschaft, Politik, Kultur, Umwelt und Kommunikation zwischen Individuen, Gesellschaften, Institutionen und Staaten zunehmen.
Zum zweiten Begriff "Ökologisierung":
Dass ein weltweiter (!) ökologischer Wandel angesichts des (menschenverursachten) Klimawandels notwendig ist, liegt auf der Hand. Der Klimawandel wird in den nächsten Jahrzehnten erhebliche weitere Krisen auslösen in Form von Flüchtlingsströmen. Ökologische Modernisierung ist ein analytischer und strategischer Ansatz des Umwelthandelns in Staat, Wirtschaft und Gesellschaft. Ökologische Modernisierung zielt auf eine dauerhaft tragfähige Ko-Evolution von Mensch und Natur, was eine aktive Umweltnutzung und somit auch Umweltgestaltung durch den Menschen mit einschließt.
Zum dritten Begriff "Individualisierung":
Der Begriff der Individualisierung stammt aus der Soziologie und bezeichnet einen mit der Renaissance und der Aufklärung einsetzenden, mit der Industrialisierung und Modernisierung der westlichen Gesellschaften fortschreitenden Prozess eines Übergangs des Individuums von der Fremd- zur Selbstbestimmung.
Als Lösungsansatz zum Ausstieg aus der Permakrise vgl. auch den Vortrag von Prof. Dr. Stefan Hockertz (Link, hier) mit dem Titel "Wie überwinden wir die Krise? – Referat von Prof. Dr. Stefan Hockertz (PNI und IHHT)" vom 14. Oktober 2023. Prof. Dr. Stefan Hockertz zeigt anhand von Forschungserkenntnissen aus der Psycho-Neuro-Immunologie und der Intervall-Hypoxie-Hyperoxie-Therapie (IHHT) auf, wie man sich körperlich, seelisch und geistlich stärken kann um für die Herausforderungen der Zukunft gewappnet zu sein.
Religionen sind in aller Regel dafür verantwortlich, dass eine Individualisierung verhindert wurde. Der Mensch sollte gar nicht selbständig denken, sondern sich einem bestimmten Religionsstifter bzw. einer bestimmten göttlich inspirierten Offenbarungsschrift unterordnen. Dabei kam es besonders unter den drei monotheistischen Religionen zu Glaubenskriegen. Mit der Aufklärungsepoche - beginnend mit dem Anfang des 17. Jahrhunderts bis hin zu Immanuel Kant im 18./19. Jahrhundert - begann ein individuelles kritisches Denken auf der Grundlage der individuellen Vernunft:
"Als wichtige Kennzeichen der Aufklärung gelten die Berufung auf die Vernunft als universelle Urteilsinstanz, mit der man sich von althergebrachten, starren und überholten Vorstellungen und Ideologien gegen den Widerstand von Tradition und Gewohnheitsrecht befreien will. Dazu gehörte im Zeitalter der Aufklärung der Kampf gegen Vorurteile und die Hinwendung zu den Naturwissenschaften, das Plädoyer für religiöse Toleranz und die Orientierung am Naturrecht. [...] Gesellschaftspolitisch zielte die Aufklärung auf mehr persönliche Handlungsfreiheit (Emanzipation), Bildung, Bürgerrechte, allgemeine Menschenrechte und das Gemeinwohl als Staatspflicht. [...] Viele Vordenker der Aufklärung waren fortschrittsoptimistisch und nahmen an, eine vernunftorientierte Gesellschaft werde die Hauptprobleme menschlichen Zusammenlebens schrittweise lösen. Dazu vertrauten sie auf eine kritische Öffentlichkeit." (Wikipedia, Art. "Aufklärung", Aufruf vom 29.10.2023; Link, hier).
Inhaltlich subsumiere ich unter den Begriff "Individualisierung" auch eine beachtenswerte Verschiebung von ehemals heterosexuell orientierten Menschen hin zu bisexuellen Menschen - wenn nicht sogar zu homosexuellen Menschen. Es gibt für mein Verständnis eine verstärkte Öffnung und wahrscheinlich sogar eine Evolution, bei der aus meiner Sicht die herkömmliche Paarbeziehung kein Ideal mehr darstellt. Menschen emanzipieren sich innerhalb der sog. westlichen Welt von religiösen Normen wie z. B. (christliches) Eheleben, sexuelle Heteronormativität und/oder einer allgemeinen Zugehörigkeit zu einer kirchlichen Gemeinschaft/Vereinigung. Trendmäßig ist für meine Begriffe eine sexuelle Liberalisierung zu erkennen, die dazu führen wird, dass das Individuum stärker in den Vordergrund treten wird. Diese Entwicklung ist sogar sinnvoll: eine partnerschaftliche Bindung war in der archaischen Zeit überlebensnotwendig und wurde auch religiös begründet. Nun ist im 20./21. Jahrhundert das Individuum in aller Regel auch ohne partnerschaftliche Bindung überlebensfähig. Diese Entwicklung ist als positiv und nur bedingt als negativ zu bewerten, denn aus meiner Sicht überwiegen in Bezug auf die Individualisierung die Vorteile die Nachteile, sprich: es gibt qualitativ mehr Vorteile als Nachteile: in vielen Fällen ist die Ehe bzw. die Partnerschaft eine Keimzelle für Krisen, Unzufriedenheit und Streit ("Rosenkrieg"), der letztendlich in vielen Fällen mittlerweile zu Ehescheidungen führt. Nach meiner Beobachtung hat sich die Zahl der bisexuell bzw. homosexuell lebenden und geouteten Menschen seit Beginn des 21. Jahrhunderts erheblich erhöht, was sich in Bezug auf die Evolution des Menschen positiv auswirken wird, denn es wird dadurch zu einer Reduktion der Weltbevölkerung kommen, da weniger Babys gezeugt werden (sc. homosexuelle Menschen zeugen in aller Regel keinen Nachwuchs).
Fazit:
Sind diese drei Begriffe (Globalisierung, Ökologisierung und Individualisierung) zur Vermeidung von Kriegen und möglichweise sogar von Krisen in ihrer Synopse ein Plädoyer für den sog. "Great Reset"?
"The Great Reset (englisch für „Der große Neustart“) bezeichnet die Initiative des Weltwirtschaftsforums (WEF), die Weltwirtschaft und die Weltgesellschaft im Anschluss an die COVID-19-Pandemie neu zu gestalten. Dabei soll ein stärkerer Fokus auf Gerechtigkeit, Gesellschaft und Nachhaltigkeit gelegt werden. [...] Bei einem virtuellen Treffen im Juni 2020 befasste sich das WEF mit den Folgen der Covid-19-Pandemie für die Weltwirtschaft.[5] Am 3. Juni 2020 veröffentlichte Klaus Schwab dort seinen Vorschlag für einen Great Reset der Weltwirtschaft online.[6] Er beschreibt zunächst die Schwächen der politischen Entscheidungsprozesse, der Gesundheits-, Energie- und Bildungssysteme, die die Coronakrise weltweit aufgedeckt habe. Diese biete aber auch eine einzigartige Gelegenheit, die Erholung von Wirtschaft und Gesellschaft sowie die internationalen Beziehungen neu zu gestalten und Prioritäten für globale Gemeinsamkeit zu setzen. Die WEF-Initiative dazu umfasse Vorschläge für einen neuen Gesellschaftsvertrag, der die Menschenwürde jedes Menschen achte.[7]
Am selben Tag stellte Prinz Charles das Great Reset Project beim WEF vor. Er warnte, der menschengemachte Klimawandel, dessen verheerende Folgen für viele Menschen schon real seien, könne noch mehr Schaden anrichten als die Pandemie. Doch sei diese Krise auch eine „goldene Gelegenheit“ mit einem befristeten Zeitfenster für große Veränderungen. Darum rief er zu entschiedenem Handeln für eine Bioökonomie auf, die „der Natur soviel zurückgibt, wie wir von ihr nehmen“. Er nannte fünf Schritte, wie die Wirtschaft sich von der Pandemie erholen und zugleich die Gefahren der Erderwärmung angehen könne:
- Unternehmen und Politiker müssten die Vorstellungskraft und den Willen der Menschheit begreifen;
- die Weltwirtschaft müsse auf einen Kurs der Nachhaltigkeit gebracht werden;
- die bestehenden Systeme müssten weltweit zu Netto-Null-Emissionen von Kohlendioxid gebracht werden, etwa durch Bepreisung des Kohlendioxidausstoßes;
- Wissenschaft, Technologie und Erneuerung müssten neu belebt werden;
- es müsse so in nachhaltige Lösungen investiert werden, dass es die Märkte transformieren könne. Dies sei die höchst dramatische Aufgabe verantwortungsvoller Führungen. Sie würde einen katalytischen Anreiz für den privaten wie öffentlichen Sektor schaffen, zu folgen. Das Zusammenwirken von Nationalstaaten, Unternehmen und Industrien könne den Übergang zu einer klimaneutralen Weltwirtschaft stark beschleunigen.[8]
Wie schon 2019 beim Thema Klimawandel will die WEF-Initiative nicht nur ökonomischen Wohlstand, sondern auch das gesellschaftliche Wohlbefinden steigern."
Diese Frage, ob die drei Begriffe "Globalisierung, Ökologisierung und Individualisierung" eine mögliche Vermeidungsstrategie von Kriegen (und möglicherweise sogar von Krisen) sind und in ihrer Synopse ein Plädoyer für den sog. "Great Reset" darstellen, möchte ich offen lassen und dem Leser bzw. der Leserin zum weiteren Nachdenken mit auf den Weg geben.
Der Great-Reset hat sicherlich den Anspruch, eine Verbesserung der Verhältnisse in der Welt herbeizuführen.
Rainer Langlitz
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