2024, das Kant-Jahr: der 300. Geburtstag des Königsberger Philosophen Immanuel Kant und die Rezeption und Aufmerksamkeit im Internet: Kants Frage nach Gott und nach dem Menschen
Veröffentlicht von Rainer Langlitz in Essays · Samstag, 02. März 2024 · 6:45
Immanuel Kant (1724 - 1804) war Philosoph. [1]
Immanuel Kant wurde bekanntlich am 22. April 1724 geboren.
Damit jährt sich in diesem Jahr am 22. April 2024 Immanuel Kants Geburtstag zum 300. Mal.
Immanuel Kant sah die Aufgabe der Philosophie in der Beantwortung von drei Fragen, die in eine vierte Frage münden.
Kant hat diese vier Fragen der Philosophie folgendermaßen definiert:
„Das Feld der Philosophie in dieser weltbürgerlichen Bedeutung läßt sich auf folgende Fragen bringen:
1) Was kann ich wissen?
2) Was soll ich thun?
3) Was darf ich hoffen?
4) Was ist der Mensch?
Die erste Frage beantwortet die Metaphysik, die zweite die Moral, die dritte die Religion und die vierte die Anthropologie.
Im Grunde könnte man aber alles dieses zur Anthropologie rechnen, weil sich die drei ersten Fragen auf die letzte beziehen.
Der Philosoph muß also bestimmen können
1) die Quellen des menschlichen Wissens,
2) den Umfang des möglichen und nützlichen Gebrauchs alles Wissens
und endlich 3) die Grenzen der Vernunft.
Das letztere ist das nöthigste aber auch das schwerste [...]."
Zitat Ende.
Kant selbst hat in seiner kritischen Periode zu jedem dieser Bereiche einen grundlegenden Text vorgelegt. Gemeinsam beantworten sie die Frage "Was ist der Mensch?" in philosophischer Hinsicht. Kant versuchte diese Fragen jeweils durch die Erkenntnistheorie, die Ethik und die Religionsphilosophie zu bearbeiten.
Zitat aus Wikipedia, Aufruf vom 02. März 2024:
"Immanuel Kant (* 22. April 1724 in Königsberg (Preußen); † 12. Februar 1804 ebenda) war ein deutscher Philosoph der Aufklärung sowie unter anderem Professor der Logik und Metaphysik in Königsberg. Kant gehört zu den bedeutendsten Vertretern der abendländischen Philosophie. Sein Werk Kritik der reinen Vernunft kennzeichnet einen Wendepunkt in der Philosophiegeschichte und den Beginn der modernen Philosophie. Kant schuf eine neue, umfassende Perspektive in der Philosophie, welche die Diskussion bis ins 21. Jahrhundert maßgeblich beeinflusst. Dazu gehört nicht nur sein Einfluss auf die Erkenntnistheorie und Metaphysik mit der Kritik der reinen Vernunft, sondern auch auf die Ethik mit der Kritik der praktischen Vernunft und die Ästhetik mit der Kritik der Urteilskraft. Zudem verfasste Kant bedeutende Schriften zur Religions-, Rechts- und Geschichtsphilosophie sowie Beiträge zur Astronomie und den Geowissenschaften."
Zitat Ende.
Wie lassen sich die Schriften Kants aufteilen?
- Werke in Form von veröffentlichten Büchern
- Briefwechsel in der Zeit von 1747 und 1803
- Handschriftliche Aufzeichnungen zu Themen der Mathematik, Physik, Chemie, Geographie, Anthropologie, Logik, Metaphysik und Moralphilosophie
Wie lauten die Werke von Kant?
- Vorkritische Schriften (1747-1777)
- Kritik der reinen Vernunft (1781)
- Idee zu einer allgemeinen Geschichte in weltbürgerlicher Absicht (1784)
- Grundlegung zur Metaphysik der Sitten (1785)
- Kritik der praktischen Vernunft (1788)
- Kritik der Urteilskraft (1790)
- Die Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft (1793/94)
- Zum ewigen Frieden (1795)
- Die Metaphysik der Sitten (1797)
- Der Streit der Fakultäten (1798)
- Anthropologie in pragmatischer Hinsicht (1798)
Kant versuchte in seiner Anthropologie eine empirische Antwort auf die Frage nach Gott und dem Menschen in pragmatischer Hinsicht. Kann Gott mit logischen Argumenten bewiesen werden? Kant beantwortete diese Frage mit: „Nein!“ Kant postulierte jedoch die Annahme der Existenz Gottes.
Die Frage nach dem Menschen aus heutiger Sicht
"Was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst [...]?" (Psalm 8, 5)
Was ist die Frage der Anthropologie? Die Frage der Anthropologie ist die Frage nach dem Menschen.
Der Mensch ist ein Lebewesen, das...
1.) nach der Evolutionstheorie (Darwin) vom Affen abstammt.
2.) eine Einheit aus Körper, Geist und Seele ist.
3.) sterblich (Sterben) ist.
4.) einen Willen hat (frei bzw. unfrei).
5.) denken, sprechen und handeln kann.
6.) soziologisch von seinen Mitmenschen abhängig ist.
7.) Bedürfnisse und Triebe (Triebtheorie) hat.
8.) sich verhält (Verhalten) und kommuniziert (Kommunikation).
9.) (nicht-) religiös (Religion) ist.
10.) Fehler machen kann im Sinne der Abweichung von Regeln.
11.) sich entwickelt (Entwicklung).
12.) sich fortpflanzen kann (Fortpflanzung).
13.) ein Bewusstsein, ein Unterbewusstsein und ein Selbstbewusstsein besitzt.
14.) mit Problemen konfrontiert ist.
15.) lernen kann
16.) in einem zeitlichen (Zeit) Raum aus Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft steht.
17.) sich ökonomisch (Ökonomie) und politisch (Politik) verhält.
18.) soziale Kompetenz erlernen muss.
19.) in der Kindheit geprägt (Prägung) wird.
20.) eine Identität hat und eine Persönlichkeit ist.
21.) Geschlechtsformen (Menschliche Geschlechtsunterschiede) und Genderformen (Gender) / Drittes Geschlecht aufweist.
22.) zur interaktiven Sexualität neigt.
23.) Grundängsten (Grundformen der Angst), Belastung und Stress ausgesetzt ist.
24.) krank (Krankheit) werden kann und niemals zu 100 % gesund (Gesundheit) ist.
25.) etc.
Was kann "Glaube" bedeuten?
1. Vermutung: „Ich glaube, dass Morgen die Sonne scheinen wird.“
2. Bekenntnis: „Ich glaube an…“
3. Vertrauen: Ich vertraue in mich, Gott oder in einen Dritten.
Vermutung (1) bedeutet einen Widerspruch zum „Wissen“.
Bekenntnis (2) bedeutet Indoktrination bzw. loyales Befolgen einer Lehre.
Vertrauen (3) dient als Mittel gegen Angst.
Kant sah sich gezwungen, Gott zu postulieren. Es geht um die Annahme eines Prinzips. Es geht um die Annahme des Prinzips, dass es vor "etwas" nichts mehr gibt: vor Gott ist Nichts! Es kann nur "etwas" und nicht "nichts" geben. Es ist jedoch bereits problematisch, von der "Existenz Gottes" zu sprechen. Existenz weist auf etwas hin. Es gibt Dinge. Dinge werden erschaffen bzw. entstehen. Die Existenz von Dingen setzt eine Ursache voraus. Kann es aber eine Existenz Gottes vor der Existenz Gottes geben? Das wäre ein Teufelskreis, aus dem man nicht mehr herauskommen würde. Aus diesem Grund nannte Aristoteles Gott den "unbewegten" Beweger. Einerseits ist nichts (!) ohne (!) Ursache. Wenn Gott keine Ursache hat, könnte er dann das "Nichts" sein? Nein, denn es gibt ja das "Alles"! Alles und Nichts aber sind Gegensätze! Ich postuliere aber Gott als Identität bzw. als Einheit der Gegensätze (Schelling). In Gott sind Gegensätze vereint. Gott ist weder Alles noch Nichts. Gott ist zu postulieren (Kant). Gott ist als absolute Wahrheit anzunehmen. Gott ist damit zwar nicht beweisbar. Dennoch ist das, was wir inflationär als „Gott“ bezeichnen, anzunehmen. Gott zu ergründen, würde bedeuten, höhere Vernunft zu beanspruchen als uns zusteht. Gottes Intelligenz, Vernunft, Liebe, Kreativität und Geist sind höher als all unsere menschlichen Eigenschaften. Es gibt nichts Höheres und Größeres als „Gott“. Er ist das, an dem wir uns ausrichten müssen. Was jedoch Gott ist, d. h., welche Eigenschaften ihm zuzuschreiben sind, das muss idealerweise gemeinsam mit allen Menschen diskutiert werden. Dies muss Aufgabe zukünftiger Generationen sein.
Wie sind die Rezeption und Aufmerksamkeit bzgl. Kants und dessen 300. Geburtstag im Internet?
Ich habe dazu ein paar Links zu Aufsätzen über dieses Ereignis und damit über den Philosophen Immanuel Kant gesammelt.
Hier im Folgenden die Links zu den Aufsätzen aus den Medien:
Wege zum Frieden in kriegerischen Zeiten
Was kann ich wissen?
Alles, was Sie jetzt über Kant und Kafka wissen müssen
Warum ist dieser tote weiße Mann noch mal so aufregend?
So hilft Kant bei Depressionen
"Kant war kein aufgeklärter Mensch"
Universalismus versus Rassismus
Virtual Reality trifft auf Immanuel Kant: Ein philosophischer Ausflug in die Vergangenheit
Kritiker der Vernunft: Blicke auf Immanuel Kants Philosophie
"Kant ist die Norm"
Philosophin über Jubilar Kant: "Freiheit bedeutet Selbstverpflichtung"
Moralische Eindeutigkeit wäre schon ganz gut
Kant-Jahr 2024: „Ein strahlendes Sonnensystem auf einmal“
Vgl. dazu auch meine Aufsätze unter den folgenden Links:
07.01.2021: Glaube, Erkenntnis und Wissen oder die Frage in Kants „Kritik der reinen Vernunft“: Gibt es Gott? Eine Untersuchung der Frage, inwiefern wir Gott erkennen können, im Vergleich zur Frage, inwiefern moralische Gesetze notwendig sind
18.11.2021: Kant, die Vernunft und der Abrutsch der Regierung in die Unmündigkeit
Weitere Artikel, in denen ich Immanuel Kant erwähne, finden Sie unter dem folgenden Link:
Rainer Langlitz
Bildnachweis: Das Photo dieses Blogbeitrags wurde käuflich erworben bei WebSite X5 pro. Es trägt den Titel: "Immanuel Kant" (ID: 8970296).
[1] φιλόσοφος: nach Weisheit strebend, wißbegierig, kunstliebend; subst. ὁ φιλόσοφος Liebhaber der Wissenschaft, Weltweiser, ironisch: Idealist. (Vgl. Gemoll9 (1965), 787). ἡ φιλοσοφία: 1. Liebe zur Wissenschaft, geistiges Streben, im bes. Liebe zur Weltweisheit, Philosophie. 2. wissenschaftliche Behandlung, Untersuchung, Forschung. (Vgl. Gemoll9 (1965), 786).
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