Vom Umgang miteinander

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Vom Umgang miteinander

Rainer Langlitz
Veröffentlicht von Rainer Langlitz in Soziale Kompetenz · Donnerstag 16 Jul 2020

Vom Umgang miteinander

- Typen und ihr Verhalten -


Manche Menschen haben eine positive Ausstrahlung. Sie wirken zufrieden und haben in aller Regel wenig Konflikte mit ihren Mitmenschen.

Andere Menschen wiederum neigen zur Hysterie: sie fühlen sich ständig "persönlich angegriffen" und reagieren bei der kleinsten Kleinigkeit genervt, gereizt und sehen sich genötigt, emotional zu werden, sich zu echauffieren, zu explodieren und aus der Haut zu fahren.

Woran liegt das? Der eine so - der andere so...?

Soziale Interaktionen finden überall statt. Wir müssen sozial kompetent sein und werden.

Was bedeutet das?

Wikipedia schreibt dazu (Art. „Soziale Interaktion“):

Soziale Interaktion bezeichnet das wechselseitig aufeinander bezogene Handeln (oder Beeinflussen) von Akteuren (oder Gruppen), also das Geschehen zwischen Personen, die aufeinander reagieren, miteinander umgehen, einander beeinflussen und steuern.“
Vgl. Wikipedia, Art. "Soziale Interaktion":


Zum Umgang miteinander gehört zweifelsohne „soziale Kompetenz“. Soziale Kompetenz ist ein „Komplex von Fähigkeiten, die dazu dienen, in Kommunikations- und Interaktionssituationen entsprechend den Bedürfnissen der Beteiligten Realitätskontrolle zu übernehmen und effektiv zu handeln. Als effektiv kann Handeln bezeichnet werden, wenn sich dadurch positive (erwünschte) Konsequenzen maximieren und negative (unerwünschte) minimieren lassen.“ (Vgl. Wikipedia, Art. Soziale Kompetenz).


Mit "sozialer Kompetenz" ist die Fähigkeit gemeint, sich im gesellschaftlichen Rahmen in allen in Frage kommenden Situationen adäquat verhalten zu können.

Es gibt drei verschiedene Grundsituationen:

1.) mein Recht durchsetzen.
2.) die gleichgeordnete Beziehungsebene leben.
3.) um Sympathie bei Dritten werben müssen.

Beispiele für sozial kompetentes Verhalten:

-Konflikte nicht entstehen zu lassen, sie zu lösen bzw. auszuhalten.

-um Sympathie werben zu können.

-Kritik wertschätzend üben und Kritik annehmen zu können.

-Nein sagen zu können, wenn ich etwas nicht will.

-sich in den Anderen / die Andere empathisch hinein fühlen zu können und erspüren zu können:  
-->Wie geht es ihm/ihr gerade?  
-->Was könnte sie/er gerade brauchen?

-eine Partnerschaft führen zu können.

-in der Lage zu sein, für ein gutes Klima sorgen zu können.

-eigene Bedürfnisse zur Sprache zu bringen und es zu schaffen, dass diese erfüllt werden.

-zu wissen, wann ich im Recht bin und dieses durchsetzen zu können.

-ein Gespräch am Laufen halten zu können.

-jemanden auf der Straße ansprechen zu können und ihn/sie nach der Uhrzeit zu fragen.

-sich teamorientiert verhalten zu können.


Im Rahmen der sozialen Kompetenz können wir drei Situationen von sozialen Interaktionen unterscheiden – bezogen auf „Du“ und „Ich“:



1.) Objektiv im Recht sein:
„Ich“ = groß; „Du“ = klein.

2.) Um Sympathie werben müssen:
„Ich“ = klein; „Du“ = groß.

3.) Die Beziehungsebene leben:
„Ich“ und „Du“ sind gleich groß.

Vgl. dazu: Hinsch/Wittmann, Soziale Kompetenz kann man lernen


Es gibt viele beispielhafte Situationen dafür. Für jede Situation sei ein Beispiel genannt:

zu 1.) Reklamation einer gekauften Hose, die einen Mangel hat. Innerhalb von 14 Tagen kann ich diese in aller Regel umtauschen bzw. ich habe ggf. das Recht, den Kaufpreis (sc. das Geld) für die Hose zurückzufordern. Das „Du“ wäre dann in dieser Situation eine Firma bzw. ein Verkäufer, bei dem ich etwas gekauft habe.

zu 2.) Wenn ich um eine Gehaltserhöhung bitte, bin ich nicht im Recht. Stattdessen muss ich um „Sympathie“ werben und mich um gute Argumente bemühen. Mein Chef ist das „Du“. Er sitzt in dieser Situation am „längeren Hebel“.

zu 3.) Unter Partnern in einer Liebesbeziehung, aber auch unter Kollegen, Bekannten und Freunden herrscht in aller Regel die Beziehungsebene.



Abschließende Aspekte zum Thema "Vom Umgang miteinander":

1.) Oftmals übernehmen wir in beruflichen Situationen eine Rolle. Wir haben und sind zwar eine Persönlichkeit, die sich durch verschiedene Merkmale auszeichnet. Trotzdem stehen wir oftmals in einer Rolle. Im Wesentlichen lassen sich vier Extreme dabei unterscheiden (Fritz Riemann, Grundformen der Angst):

a) die schizoide Persönlichkeit: der ruhige, distanzierte, schüchterne Typ.

b) die depressive Persönlichkeit: der einfühlsame, Nähe-suchende und Nähe-aufbauende und harmoniebedürftige Typ.

c) die zwanghafte Persönlichkeit: der wissenshungrige, ordentliche Typ, dem Regeln wichtig sind.

d) die hysterische Persönlichkeit: der lockere, gesellige Typ, der gerne im Mittelpunkt steht und der gerne bewundert werden möchte.


Rolle meint hier auch: jeder spielt eine Rolle und hat eine Bedeutung und ist quasi für das Gruppengefüge wichtig. Fällt einer innerhalb dieses Gruppengefüges weg, so entsteht ein Gefälle: es ändert sich etwas innerhalb der Gruppendynamik.


2.) Zur sozialen Kompetenz gehören im Wesentlichen:

a) Teamfähigkeit.
b) Kritikfähigkeit.
c) Konfliktfähigkeit.


Zu a) Teamfähigkeit

Wir können unterscheiden zwischen „Gruppen“ und „Teams“.

Ein Team ist auch eine Gruppe. Additiv im Vergleich zu einer Gruppe ist bei einem Team die „Lösung einer bestimmten Aufgabe oder die Erreichung eines bestimmten Zieles“. Teamfähigkeit bedeutet also in diesem Zusammenhang, alle Fähigkeiten zu besitzen bzw. anzuwenden, damit die jeweilige Gruppe eine bestimmte Aufgabe lösen kann bzw. ein bestimmtes Ziel erreicht.


Zu b) Kritikfähigkeit

Vgl. dazu mein Blogbeitrag "Kritik" durch Klick auf folgenden Link (hier):


Zu c) Konfliktfähigkeit

Bei einem Konflikt gibt es eine „Berührung“ (ein „Aneinandergeraten“) von mindestens zwei Parteien.

Konfliktfähigkeit bedeutet in diesem Zusammenhang:

a) Konflikte erst gar nicht entstehen zu lassen.
b) Konflikte aushalten und ausstehen zu können.
c) Konflikte lösen zu können.



Vgl. dazu auch A. Hugo-Becker/H. Becker, Psychologisches Konfliktmanagement. Menschenkenntnis. Konfliktfähigkeit. Kooperation, 4. Aufl. 1992.




3.) Soziale Kompetenz geht oftmals mit „Angst“ und „Unsicherheit“ einher.

Auch hier unterscheiden wir vier Typen:

a) schizoid
b) depressiv
c) zwanghaft
d) hysterisch

Manchmal herrscht dabei die Angst vor Ablehnung oder die Angst, Fehler zu machen. Oftmals steht wiederum hinter dieser Angst die Angst vor Bestrafung, was tiefenpsychologisch auf Konflikte während unserer Kindheit zurückzuführen ist.[6]


4.) Bei sozialen Interaktionen sind zwei Gruppen zu unterscheiden, die aus einem „Ich“ bzw. „Wir“ und einem „Du“ bzw. „Ihr“ zusammengesetzt sind.

Beide Gruppen können in sich Störungen aufweisen in Form von aggressivem Verhalten. Auch hier können die vier bereits genannten Gruppen (schizoid, depressiv, zwanghaft und hysterisch) unterschieden werden.

Wie verhält sich in der Regel der schizoide Typus?
Antwort: distanziert, still, ruhig, in sich gekehrt

Wie verhält sich in der Regel der depressive Typus?
Antwort: Er baut Nähe zu anderen auf, verhält sich empathisch und harmonisch und versucht, es allen recht zu machen.

Wie verhält sich in der Regel der zwanghafte Typus?
Antwort: Er benutzt in aller Regel Wissen, um Macht zu demonstrieren, verhält sich rechthaberisch und zeigt sich als „Besser-Wisser“.

Wie verhält sich in der Regel der hysterische Typus?
Antwort: Er agiert mehr mit Schein als mit wahrem Sein, d. h. er hat nicht viel Selbstbewusstsein und muss von daher oft mit der Lüge agieren, um nicht seine Unwissenheit preis zu geben. Er stellt sich gerne in den Mittelpunkt, um von anderen bewundert zu werden.

5.) Was bedeutet Aggression?

Aggression (lateinisch aggressiō vom Deponens aggredī sich zubewegen auf [etw./jdn.]; heranschreiten; sich nähern; angreifen) ist eine feindselig angreifende Verhaltensweise eines Organismus.“ (Vgl. Wikipedia, Art. Aggression).

Einige Menschen sprechen oft von „persönlichen Angriffen“ gegen sie selbst. Wie ist das zu verstehen? Es geht eben um diese Konfliktsituationen, die oftmals mit Meinungsverschiedenheiten und unterschiedlichen Standpunkten einhergehen.

Meinungsverschiedenheiten werden oftmals – wenn sie nicht gelöst werden – im direkten Kommunikationsverhalten als persönliche Angriffe gedeutet, bewertet und empfunden.

6.) Friedemann Schulz von Thun beschreibt innerhalb der Kommunikation von „Senden“ und „Empfangen“ vier Ebenen:

a) die Sachebene.
b) die Selbstoffenbarungsebene.
c) die Appellebene.
d) die Beziehungsebene.

Vgl. dazu: Friedemann Schulz von Thun, Miteinander reden

7.) Handlungsmöglichkeiten im Umgang miteinander

a) den / die Andere(n) ignorieren (Ignoranz) im Sinne von "nicht beachten" bwz. "keine Aufmerksamkeit" schenken.

b) kontrovers, sachlich bzw. aggressiv diskutieren.

c) tolerant sein (die Meinung des / der Anderen stehen lassen können).

d) zustimmen, die Meinung des / der Anderen gut finden, akzeptieren („liken“).

e) deeskalierend einwirken.

f) moderat sein und moderierend einwirken.

g) rausgehen aus der Situation und erstmal Abstand gewinnen.

h) gewaltfrei kommunizieren.

i) erkennen, dass der / die Andere(n) ein Problem hat bzw. haben (Neid, Aggression, Unsicherheit u. a.).

j) friedvoll sein und eine Aura des Friedens ausstrahlen und innehaben („Friede sei mit dir“).

k) Selbstwertgefühl, Selbstbewusstsein und Selbsterkenntnis stärken uns in und bei Konfliktsituationen.

l) Erkenntnis: „Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es zurück.“: So, wie du andere behandelst, so wird man manchmal auch selbst behandelt.

m) nicht das „ius talionis“ (Talion) anwenden, sondern die Goldene Regel.

n) nicht „Öl ins Feuer gießen“, sondern sich zurücknehmen und deeskalierend agieren.

o) Eigene Bedürfnisse als Mangelerscheinungen erkennen.

Bspp.:

---> Das Bedürfnis nach Aufmerksamkeit kann ein Mangel an vorherigem Interesse seitens anderer Mitmenschen sein.

---> Das Bedürfnis nach Geltung kann ein Mangel an Selbstbewusstsein sein.

---> Das Bedürfnis nach Essen und Trinken ist in aller Regel ein Mangel an Sättigung.


p) Erkenntnis: Muss ich den / die Andere(n) immer verstehen? Wichtiger wäre zunächst, mich selbst verstanden und erkannt zu haben und dementsprechend zu achten, zu lieben und zu respektieren (Selbstliebe). Den / die Andere(n) verstehen zu wollen ist oftmals mit Spekulation verbunden.

q) sich bei dem / der / den Anderen entschuldigen bzw. um Entschuldigung bitten, wenn eigenes Fehlverhalten erkannt wurde. Die Gegenseite sollte dann diese Entschuldigung akzeptieren.


8.) Fazit

Zur Realität gehört das Verhalten von uns Menschen. Wir können uns nicht "nicht verhalten" (Paul Watzlawick).

Zu unserem Verhalten zählen wir:

a) schizoide Typen
b) depressive Typen
c) zwanghafte Typen
d) hysterische Typen

Fritz Riemann hat untersucht, welche biographischen Hintergründe jeder dieser vier Typen hat. Weiterhin hat er untersucht, wie sich diese vier Typen in Bezug auf "Angst", "Aggression" und in Bezug auf "Liebe" verhalten.
Konflikte bzw. Meinungsverschiedenheiten können in aller Regel nicht vermieden werden.

Soziale Kompetenz ist wichtig, um im gesellschaftlichen Miteinander zurechtzukommen. Soziale Kompetenz beschreibt eine Fähigkeit, die zum Erfolg führt. Was im Einzelnen dabei unter Erfolg zu verstehen ist, wird separat zu diskutieren, zu analysieren und zu definieren sein.


Menschen haben bestimmte "Rollen" inne, übernehmen diese Rollen oder die Rollen werden ihnen zugetragen:

·der Spaßvogel, Clown, Comedian
·der Bequeme, Phlegmatiker, der träge und oberflächliche
·die fleißige Biene, die Mutter Teresa, der/die Aufopfernde
·der Querulant, Störenfried, die Nervensäge
·der Schweiger, der Ruhepol
·der Denker, Kritiker, der Wissbegierige
·der Paragraphenreiter, der Pharisäer, der Perfektionist
·der Lügner, Betrüger, Kriminelle
·der Ästhet, Künstler, Schauspieler
·der Angsthase, Hypochonder
·der Leitende, Chef, Beschützer, Antreiber


Die Welt leidet darunter, dass ein Mangel an Teamfähigkeit besteht.  

Was macht ein gutes Team aus?

Zunächst die Erkenntnis:

„Wir sind ein Team mit gemeinsamen Zielen.“

Dann die Fähigkeit, …

·dem anderen wertschätzend entgegen zu treten.

·dem anderen zuhören zu können, um ihn zu verstehen.

·sich selbst verstehen, regulieren und kontrollieren zu können (Selbstdisziplin, Selbstkritik, Selbsterkenntnis, Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein).

·ein hohes Maß an Eigenverantwortung zu übernehmen.

·sich leiten zu lassen, sofern die Leitung gerecht und unterstützenswert ist.

·Verbesserungen und Problemlösungen zu entwickeln.

·Konflikte nicht entstehen zu lassen bzw. sie auszuhalten und sie nicht eskalieren zu lassen.

·zu erkennen, was mich als Individuum glücklich macht.

·mit dem Absoluten (Krankheit, Leiden, Tod) umzugehen.

·auf den Menschen, der uns fremd ist, zuzugehen.

·inklusiv zu denken und dennoch das Eigene zu betonen.

·motiviert zu sein ohne den Anderen unter Druck zu setzen.

·die eigene Intention zugunsten der Ziele des Teams zurückzustellen.

·offen für Neues zu sein.

·die „Wahrheit“ und nicht die Lüge im Auge zu behalten.


Kant war in der Lage, ein solches Verhalten mit dem sog. „kategorischen Imperativ“ zu­sammenfassen zu können.

Er meinte damit: „Handle so, dass die Maxime deines Handelns zu einem allgemeinen Ge­setz werden könnte.“

Mit anderen Worten:

Bemühe dich stets um ein ethisch richtiges Verhalten und suche stets nach der Wahrheit!


Rainer Langlitz


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