Rhythmisch leben und genießen

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Rhythmisch leben und genießen

Rainer Langlitz
Veröffentlicht von Rainer Langlitz in Essays · Sonntag, 15. November 2020 ·  4:15
Von den Rhythmen des Lebens


Wie leben Sie Ihr Leben, liebe Leserinnen und Leser?
 
a) Linear? Angefangen von der Geburt bis hin zum Tod?
 
b) Rhythmisch in den Rhythmen von Tag und Nacht und von Jahreszeiten? Rhythmisch in Aufs und Abs, Freude, Glück, Trauer, Sonnenauf- und untergang?
 
 
Rhythmen scheinen mir wichtig zu sein. Ein Rhythmus ist wie eine Schwingung. Wie schwingungsfähig sind wir? Lassen wir uns auf die Schwingung des Lebens und der Zeit(en) ein?
 
Wir erleben einen bestimmten Rhythmus in der Musik. Musik ruft Schwingung hervor.
 
Das Wort „Gebet“ hat etymologisch das lateinische Wort „Mund“ in sich:
 
orare = bitten, beten
 
os, oris = Mund
 
Mit dem Mund sprechen und drücken wir etwas aus mit Hilfe der Kehle, der Zunge und des ganzen Menschseins.
 
Das hebräische Wort für „Seele“ (hebr. näfäsch) meint genau dieses:
 
Kehle, aber auch das Leben als Ganzes.
 
Das Gebet ist eine Form des Sprechens.
 
Oftmals ist das Gebet von Gesängen und rhythmischer Musik begleitet.
 
Der Rhythmus beschwingt, beseelt und stimmt uns auf etwas ein:
 
Dieses Leben ist ein Rhythmus aus „Kommen und Gehen“. Wir erleben das Leben als Eingang und Ausgang. Wir feiern die Geburt, und wir trauern bei Sterben und Tod.
 
Wir erleben einen Rhythmus der Jahreszeiten:
 
Winter – Frühling – Sommer – Herbst.
 
Auch die christlichen Tagzeiten-Gebete beschreiben einen Rhythmus:
 
  • Matutin – in der Mitte der Nacht ist der Anfang eines neuen Tages.

  • Die „Laudes“ begrüßt den Sonnenaufgang.

  • In der „Prim“ wird Gott die Arbeit des Tages geweiht.

  • In der „Terz“ wird der Ausgießung des Geistes gedacht.

  • Die „Sext“ ist das Mittagsgebet.

  • In der „Non“ wird des Todes Jesu erinnert.

  • Die „Vesper“ ist das Abendlob.

In der „Komplet“ findet der Abschied vom Tag statt.
               
Wir kennen einen Rhythmus auch deutlich im christlichen Kirchenjahr:
 
Advent
Weihnachten
Epiphanias
Passion
Ostern
Pfingsten
Trinitatis
Ende des Kirchenjahres
               

Unser Leben beschreibt einen rhythmischen Weg:
 
Vorbereitungszeit
Geburt
Kindheit
Jugend
Erwachsensein
Reifezeit
Zeit der Weisheit
Abschied
               
 
Wir verstehen und leben unser Leben besser, wenn wir diese von der Natur vorgegebenen Rhythmen akzeptieren.
 
Das Leben ist Anspannung und Entspannung.
Das Leben ist Aktion und Kontemplation.
Das Leben ist Glück und Leiden.
Das Leben ist Geburt und Tod.
Das Leben ist Hinlegen und Aufstehen.
Das Leben ist Ebbe und Flut.
Das Leben ist Mann und Frau.
Das Leben ist Tag und Nacht.
Das Leben ist Yin und Yang.
Das Leben bewegt sich rhythmisch zwischen diesen beschriebenen Antinomien, Dualitäten, Ambivalenzen.
 
Wir leben nicht unbegrenzt. Das mögen manche gut, manche weniger gut empfinden.
 
Aber es ist ein Faktum.
 
Wir leben das Leben besser, angemessener und stimmungsvoller, wenn wir uns dieser Rhythmen des Tages, des Jahres und des Lebens bewusst sind, sie akzeptieren und leben und genießen lernen.

Abschließen möchte ich mit einem Text aus der Bibel, Altes Testament, Buch der Prediger Kapitel 3, die Verse 1 bis 15:


1 Ein jegliches hat seine Zeit, und alles Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde:
2 Geboren werden hat seine Zeit, sterben hat seine Zeit; pflanzen hat seine Zeit, ausreißen, was gepflanzt ist, hat seine Zeit;
3 töten hat seine Zeit, heilen hat seine Zeit; abbrechen hat seine Zeit, bauen hat seine Zeit;
4 weinen hat seine Zeit, lachen hat seine Zeit; klagen hat seine Zeit, tanzen hat seine Zeit;
5 Steine wegwerfen hat seine Zeit, Steine sammeln hat seine Zeit; herzen hat seine Zeit, aufhören zu herzen hat seine Zeit;
6 suchen hat seine Zeit, verlieren hat seine Zeit; behalten hat seine Zeit, wegwerfen hat seine Zeit;
7 zerreißen hat seine Zeit, zunähen hat seine Zeit; schweigen hat seine Zeit, reden hat seine Zeit;
8 lieben hat seine Zeit, hassen hat seine Zeit; Streit hat seine Zeit, Friede hat seine Zeit.
9 Man mühe sich ab, wie man will, so hat man keinen Gewinn davon.
10 Ich sah die Arbeit, die Gott den Menschen gegeben hat, dass sie sich damit plagen.
11 Er hat alles schön gemacht zu seiner Zeit, auch hat er die Ewigkeit in ihr Herz gelegt; nur dass der Mensch nicht ergründen kann das Werk, das Gott tut, weder Anfang noch Ende.
12 Da merkte ich, dass es nichts Besseres dabei gibt als fröhlich sein und sich gütlich tun in seinem Leben.
13 Denn ein jeder Mensch, der da isst und trinkt und hat guten Mut bei all seinem Mühen, das ist eine Gabe Gottes.
14 Ich merkte, dass alles, was Gott tut, das besteht für ewig; man kann nichts dazutun noch wegtun. Das alles tut Gott, dass man sich vor ihm fürchten soll.
15 Was geschieht, das ist schon längst gewesen, und was sein wird, ist auch schon längst gewesen; und Gott holt wieder hervor, was vergangen ist.


Rainer Langlitz


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