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Parteien, Politiker und die irreführenden Begriffe "links" und "rechts"

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Parteien, Politiker und die irreführenden Begriffe "links" und "rechts"

Rainer Langlitz
Veröffentlicht von Rainer Langlitz in Essays · Sonntag, 12. Oktober 2025 · Lesezeit 6:00
Parlamentarische Demokratie als Kompromiss und das Parteiensystem in Deutschland:

Von der Irreleitung der Begriffe "rechts" und "links".

Ich halte die Begriffe "links" und "rechts" für irreführend, missverständlich und unangebracht.

Wir müssen Parteien und Politiker konkret an ihren einzelnen Aussagen klassifizieren, beurteilen und bewerten.

Zunächst einige grundlegende Zusammenhänge und einige grundlegende Fragen:

Die Begriffe „links“ und „rechts“ im politischen Sinne stammen ursprünglich aus der Zeit der Französischen Revolution (ab 1789). Sie bezeichnen zunächst ganz wörtlich die Sitzordnung in der französischen Nationalversammlung. Als sich 1789 in Paris die Nationalversammlung bildete, mussten die Abgeordneten über eine neue Verfassung und die Zukunft Frankreichs beraten.
Bei den Sitzungen saßen:

  • die Anhänger des Königs (konservativ, für die Monarchie) rechts vom Präsidenten,
  • die Befürworter der Revolution (für Veränderungen, Volksrechte, Republik) links vom Präsidenten.

Diese rein räumliche Anordnung führte bald zu einem symbolischen Gegensatz:

„Rechts“ stand für die Bewahrung der bestehenden Ordnung,
„Links“ für Fortschritt, Reform und Gleichheit.

Im 19. Jahrhundert übernahmen viele Länder diese Begriffe.

Links“ wurde zum Sammelbegriff für Liberale, Demokraten, Sozialisten und später Kommunisten, also Bewegungen, die gesellschaftliche Reformen, Gleichheit und Freiheit anstrebten.

Rechts“ stand für Konservative, Monarchisten, Nationalisten, also Kräfte, die Tradition, Autorität und soziale Hierarchien betonten.

Ich halte die Begriffe "links" und "rechts" für irreführend, missverständlich und unangebracht.

Zunächst ein paar grundlegende allgemeine Zusammenhänge und Fragen:

Wie kann staatliche Regulierung bzw. Regierung gelingen? Wann geht es einem Staat mit seinen Bürgerinnen und Bürgern gut? Sicherlich dann, wenn die Bürgerinnen und Bürger ihre Existenz- und Kulturbedürfnisse und auch manche sog. Luxusbedürfnisse befriedigen können. Aber auch ein Sozial- und Gesundheitssystem gehören dazu. Weiterhin müssen für die "öffentlichen Dinge" Gelder bereitstehen, also sog.  "Steuern". Jeder Staat, jedes Bundesland und jede Kommune hat einen Haushalt, mit dem die Regierung wirtschaften muss. Demokratie bedeutet bekanntlich "Herrschaft des Volkes". Aber wie stark herrscht das Volk in einer Demokratie wirklich? Welches direkte Mitbestimmungsrecht hat das Volk in einer Demokratie tatsächlich? Wir leben in Deutschland in einem sog. Föderalismus (lat. foedus = Bund, Bündnis). Wir leben hier in Deutschland in einer sog. parlamentarischen Demokratie. Wir finden Kommunen, Städte, Länder, den Bund als ganzen und deren Regierungen vor. Wir finden wählbare Parteien, ein Parlament, eine Verfassung (Grundgesetz), Gewaltenteilung und Wahlen etc vor.  Ein Volk braucht eine Leitung, eine Regierung. Ansonsten herrscht Anarchie. Der Spagat besteht zwischen "Jede/r ist 100% frei" ( = Anarchie; Jede/r kann machen, was er/sie will" auf der einen Seite und "Jede/r steht unter dem 100%-Diktat einer Regierung, so dass keinerlei Freiheit für das Volk besteht" auf der anderen Seite. Kann man "Linksextrem" mit der DDR-Diktatur gleichsetzen? Kann man "Rechtsextrem mit der Nazi-Diktatur gleichsetzen? Ich finde in diesem Zusammenhang die Begriffe "links" und "rechts" fehl am Platz. Sie stammen historisch aus einer Zeit, die es so heute nicht mehr gibt. Der Philosoph Richard David Precht sagt von sich, er sei eigentlich eher "links" eingestellt, was seine Sozialisation betrifft. Precht hält in diesem hier verlinkten Video die Partei "Bündnis90/Die Grünen" aber eher für eine "rechte" Partei, während die meisten Menschen die Grünen eher links einstufen würden. Precht macht seine Argumentation an zwei Punkten fest: 1.) an der Identitätspolitik der Grünen 2.) an der Kriegs- und Aufrüstungspolitik der Grünen. Interessant, oder? Die meisten würden  die Grünen doch eher im linken Parteienspektrum verorten. Dr. Alice Weidel verortet Adolf Hitler und die Nazis, die die meisten ja ganz weit rechts verorten würden, eher im linken Spektrum. Im Grunde genommen, sind deswegen die Begriffe "links" / "rechts" obsolet geworden. Sie sind nicht mehr tauglich. Besser wäre eine Beurteilung z. B. nach der Frage: "Wieviel staatliche Regulierung bzw. staatliche Bevormundung will eine Partei?" Mit den Nationalsozialisten wurde eine 100-prozentige (totalitäre) Diktatur installiert. Die staatliche Regulierung und Bevormundung betrugen 100%. Wirtschaft, Justiz, Exekutive, Kirche, Sport, Vereine, Medien wurden gleichgeschaltet. Ähnlich war es in der ehemaligen DDR. Nur wird die DDR meistens links verortet, die Regierung der Nationalsozialisten eher rechts...ok! Man könnte sagen: einmal linker und einmal rechter Faschismus. Wir alle sind uns sicherlich einig: Wir als Bürgerinnen und Bürger wollen als freie Menschen leben. Aber wir hatten eingangs festgestellt, dass es nicht ganz ohne Regierung geht. Im Mittelalter war das normale Volk arm und extrem unterdrückt. Das Volk unterstand Fürsten, Königen, Kaisern und ihren Rittern, die absolut regierten. Das gemeine Volk hatte im Mittelalter in aller Regel keine Mitbestimmungsrechte. Im 19. Jahrhundert wurden mehr und mehr demokratische Elemente installiert. Es gab Wahlen. Es gab Parlamente, in denen debattiert und abgestimmt wurde. Dann der Erste Weltkrieg und im Anschluss daran die erste deutsche Republik ("Weimarer Republik"), die sich noch sehr verletzlich und wackelig zeigte. Sie mündete deswegen schnurstracks in eine erneute Unterdrückung des Volkes durch die Nationalsozialisten. Es kam unter den Nationalsozialisten aus ideologischen Gründen bekanntlich zum Zweiten Weltkrieg. Die Alliierten setzten diesem Spuk in Deutschland ein Ende. Die weitere Geschichte ist uns allen bekannt: Es kam eine DDR und eine BRD, die 1990 wiedervereinigt wurden. Seit 2013 gibt es nun eine Partei, die sich AfD (Alternative für Deutschland) nennt. Nun stelle ich die Frage an Euch alle:

1.) Wieviel staatliche Regulierung bzw. staatliche Bevormundung ist bei der AfD zu erkennen?

2.) Wieviel Freiheit gewährt die AfD dem Volk bzw. seinen Bürgerinnen und Bürgern?

3.) Wie "demokratisch" ist die AfD unter den unten beschriebenen Gesichtspunkten tatsächlich?

Wie können wir Parteien klassifizieren?

Sicherlich nach der politischen Ausrichtung! "Wir sind das Volk!", riefen die Menschen scharenweise 1989 in der ehemaligen DDR. Aus unserer Sicht als einfache Bürgerinnen und Bürger sollten wir die Partei wählen, die Freiheit gewährleistet. Aber das Ganze wird ja komplizierter: Es gibt Interessen unter den Bürgerinnen und Bürgern. Es gibt Firmen und Konzerne, die bevorteilt werden wollen. Insofern hatte man Parteien auch nach dem Gesichtspunkt eingestuft: Welche Partei vertritt eher Arbeitnehmerinteressen, welche eher Arbeitgeberinteressen? Deswegen die folgende Frage an Euch alle: Welche Kriterien sind geeignet, um Parteien zu klassifizieren? Ich versuche einmal, ein paar Kriterien anzugeben:

a) Arbeitgeber-freundlich
b) Arbeitnehmer-freundlich
c) staatlich-autoritär
d) libertär/plebiszitär
e) totalitär
f) nationalistisch/patriotisch
g) "nationalsozialistisch"
h) ... ?
i) ... ?
j) ... ?
k) ... ?
l) sozialistisch
m)... ?
n) globalistisch
o) ökologisch
p) marktwirtschaftlich
q) ... ?
r) europäisch
s) ... ?
t) ausländerfreundlich
u) ausländerfeindlich
v) kapitalistisch
w) ... ?
x) ... ?
y) ... ?
z) ... ?
za) ... ?
zb) ...?
zc) minderheitenfreundlich
zd) minderheitenfeindlich
ze) amerikanfreundlich
zf) amerikafeindlich
zg) russlandfreundlicih
zh) russlandfeindlich
zi) ... ?  

etc.

Es gibt also allerlei Kriterien, nach denen Parteien aufgestellt sind.

Die alleinigen Kriterien "links" und "rechts" sind m. E. irreführend und nicht mehr zweckdienlich.

Wir müssen Parteien und Politiker konkret an ihren einzelnen Aussagen und Handlungen klassifizieren, beurteilen und bewerten.

Rainer Langlitz


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