Meine Stellungnahme zum "Tun-Ergehen-Zusammenhang" in monotheistischen Religionen
Veröffentlicht von Rainer Langlitz in Theologie · Samstag, 05. Juli 2025 · 9:00

Der Tun-und-Ergehen-Zusammenhang (auch: "Taten-Folgen-Prinzip") ist ein zentrales theologisches Konzept, das besagt: "Wer Gutes tut, dem wird Gutes widerfahren; wer Böses tut, dem wird Böses widerfahren." Dieses Prinzip spielt in vielen Religionen eine Rolle – insbesondere im Monotheismus (Judentum, Christentum, Islam) – wird dort jedoch unterschiedlich interpretiert, hinterfragt oder sogar aufgebrochen.
Die Hauptthemen des Alten Testaments umfassen die Schöpfung, den Sündenfall, das Gesetz, den Bund Gottes mit Israel, die Propheten, das Exil und die Hoffnung auf eine zukünftige Erlösung. Es geht im Alten Testament insofern auch um das Befolgen von Geboten wegen innerer Angst vor dem Zorn Gottes [Anm. 1]: die Angst der Israeliten vor der Bestrafung durch Gott.
Im Denken der Israeliten hatte sich im Laufe des 8./7. Jh. v. Chr. das Denken durchgesetzt, dass es nur einen einzigen Gott gibt, der das Volk Israel auserwählt und der seinem Volk Gesetze auferlegt hat, die zu befolgen sind. Verstöße werden bestraft. Dieses Denken beinhaltete auch, Opfer zu erbringen in Form von Tier, Speise- und Friedensopfern. Das Volk Israel wird als Volk beschrieben, das nicht immer treu seinem Gott gegenüber war, weswegen es von Gott selbst bestraft wird - vor allem vor dem Hintergrund der Erfahrungen von 722 v. Chr. (Zerstörung des Nordreichs Israel durch die Assyrer). Die Propheten warnten die Könige immer wieder vor der Anbetung fremder Götter wie es im Polytheismus und noch im Henotheismus üblich war. So entstand die josianische Reform um 622 v. Chr. (Kultreform). [Anm. 2]
Diese monotheistischen Religionen...
1.) ... sprechen von einer Offenbarung Gottes, die ich nicht nachvollziehen kann.
2.) ... sind in aller Regel von einem supranaturalistischen Gottes- und Weltbild geprägt. Sie stehen insofern in aller Regel konträr zur gegenwärtigen Wissenschaft.
3.) ... weisen Gott Attribute zu, die insofern problematisch sind, als dass diese Attribute lediglich auf einem Offenbarungsglauben beruhen, den ich - wie oben angedeutet - ablehne.
Vgl. dazu:
Ich für meinen Teil bezeichne mich als Deist (und als Humanisten) und nicht mehr als Monotheist bzw. nicht mehr als Christ, und damit fühle ich mich sehr wohl!
Rainer Langlitz
Anmerkungen:
[1] Der Zorn Gottes ist ein zentrales Thema im Alten Testament - er tritt dort häufig auf, besonders in Zusammenhang mit Bundesbruch, Götzendienst, sozialer Ungerechtigkeit oder Ungehorsam. Der göttliche Zorn ist jedoch nicht „launisch“, sondern gerecht, begründet und zielgerichtet: Er soll zur Umkehr und Wiederherstellung führen.
[1] Der Zorn Gottes ist ein zentrales Thema im Alten Testament - er tritt dort häufig auf, besonders in Zusammenhang mit Bundesbruch, Götzendienst, sozialer Ungerechtigkeit oder Ungehorsam. Der göttliche Zorn ist jedoch nicht „launisch“, sondern gerecht, begründet und zielgerichtet: Er soll zur Umkehr und Wiederherstellung führen.
1. Zorn Gottes in der Tora (Pentateuch; 5 Bücher Mose)
[2] Inhalte der Kultreform:
Genesis 3 - Vertreibung aus dem Paradies
Gen 19 - Vernichtung Sodoms und Gomorras
Exodus 32 – Das Goldene Kalb
- Nach dem Götzendienst Israels („Goldenes Kalb“) will Gott sein Volk vernichten.
- Mose tritt vermittelnd ein – und Gott lässt sich „umstimmen“.
- ➤ Gottes Zorn ist gerecht, aber von Gnade durchdrungen.
Numeri 11–25 – Murren und Rebellion
- Immer wieder „entbrennt der Zorn des Herrn“ über Israels Undankbarkeit, z. B.:
- Manna-Klage (Num 11): Feuerstrafe.
- Korachs Aufstand (Num 16): Gottes Zorn führt zu Gericht (Erde verschlingt Aufrührer).
-
- ➤ Der Zorn tritt oft kollektiv auf, aber auch individuell.
2. Zorn Gottes in den Prophetenbüchern
Jesaja, Jeremia, Ezechiel
- Gott ist zornig wegen:
- Götzendienst
- sozialer Ungerechtigkeit (Unterdrückung von Armen, Witwen, Waisen)
- Unrecht und Heuchelei im Kult
-
Beispiel:
Jes 5,25: „Darum entbrennt der Zorn des HERRN gegen sein Volk […]“
Jer 4,8: „Denn der Zorn des HERRN hat sich nicht von uns abgewandt.“
Ezechiel 7 – Das Ende kommt
- Gott kündigt Gericht an: „Mein Zorn soll sich an dir erweisen.“
- ➤ Der Zorn Gottes wird apokalyptisch dargestellt – als Vorbote des Untergangs.
3. Zorn Gottes in den Geschichtsbüchern
Josua, Richter, Könige
- Jos 7 (Achan): Zorn wegen Ungehorsam bei der Eroberung Kanaans.
- Immer wieder: „Da entbrannte der Zorn des HERRN gegen Israel.“
- ➤ Zorn wird als Ursache für militärische Niederlagen oder Fremdherrschaft verstanden.
[2] Inhalte der Kultreform:
Kultzentralisation:
Die Reform zielte darauf ab, den Kult auf Jerusalem zu konzentrieren und alle anderen Kultstätten abzuschaffen.
Reinigung des Tempels:
Der Tempel wurde von allen Gegenständen und Praktiken befreit, die nicht mit dem JHWH-Kult vereinbar waren.
Abschaffung von Götzenbildern und anderen Kulten:
Alle anderen Kulte und Götzenbilder sollten aus dem Land entfernt werden.
[3] Man ging in damaligen Zeiten von einem "Tun-Ergehen-Zusammenhang" (TEZ) aus. Der TEZ beschreibt die Vorstellung, dass Gott der Garant dafür ist, dass gutes Handeln zu positiven Ergebnissen führt und schlechtes Handeln zu negativen Konsequenzen. Im Buch Levitikus werden div. Vorschriften, Regeln und Gebote formuliert, von denen man glaubte, sie müssten befolgt werden, um nicht den Zorn Gottes zu provozieren (TEZ). Das Buch Hiob enthält eine Kritik am TEZ.
Vgl. dazu Wikipedia:
"Der Tun-Ergehen-Zusammenhang ist ein Begriff aus der Bibelwissenschaft, den der evangelische Theologe Klaus Koch 1955 prägte. Er bezeichnet die namentlich im Alten Testament anzutreffende Annahme, dass Gott der Garant dafür ist, dass es jenen im diesseitigen Leben gut ergeht, die seinen Willen tun, und jene sich selbst schaden, die ihn nicht tun (also sündigen). Koch stellte diesen Begriff der verbreiteten antijudaischen Vorstellung entgegen, der jüdische JHWH sei im Unterschied zum „lieben Gott“ des Neuen Testaments ein ungnädiger, rächender Gott.
"Der Tun-Ergehen-Zusammenhang ist ein Begriff aus der Bibelwissenschaft, den der evangelische Theologe Klaus Koch 1955 prägte. Er bezeichnet die namentlich im Alten Testament anzutreffende Annahme, dass Gott der Garant dafür ist, dass es jenen im diesseitigen Leben gut ergeht, die seinen Willen tun, und jene sich selbst schaden, die ihn nicht tun (also sündigen). Koch stellte diesen Begriff der verbreiteten antijudaischen Vorstellung entgegen, der jüdische JHWH sei im Unterschied zum „lieben Gott“ des Neuen Testaments ein ungnädiger, rächender Gott.
Der Tun-Ergehen-Zusammenhang im Alten Testament
Im Alten Testament wird dieses Gut-Gehen oder Sich-Schaden sehr materiell geschildert, etwa durch die Länge des Lebens, die Zahl der Kinder und die Größe der Viehherden. Eine Belohnung oder Bestrafung nach dem Tod kam nicht in Frage, da sich die Vorstellung eines Ewigen Lebens noch nicht durchgesetzt hatte. Um die Folge negativer Taten abzuwenden, sind vor allem Gebete und Umkehr nötig, für seltene unabsichtliche Sünden waren in den Zeiten des Tempels auch Opfer nötig. Der Zusammenhang wird aber nicht namentlich benannt, sondern in Bildern von „Saat und Ernte“, „Samen und Frucht“ u. ä. beschrieben. Insbesondere in der Weisheitsliteratur wird der Tun-Ergehen-Zusammenhang thematisiert. Während Kohelet ihn schlechterdings leugnet und darüber in Verzweiflung fällt (Koh 4,1–2 EU), zeigen die zahlreichen Bekräftigungen des Tun-Ergehen-Zusammenhangs im Buch der Sprichwörter (z. B. Spr 10,3 EU oder Spr 11,31 EU), dass er für seine Leser durchaus nicht mehr selbstverständlich war. Im Buch Ijob wird dieser Zusammenhang aber zunächst aufgehoben und es wird klar, dass er auch für den Autor des Ijob-Buches nicht immer gegeben ist.
Tun-Ergehen-Zusammenhang im Neuen Testament
Jesus von Nazaret bestreitet an mehreren Stellen des Neuen Testaments explizit einen Tun-Ergehen-Zusammenhang im Diesseits. Nach dem Einsturz eines Turms in der Nähe des Teiches von Siloah, bei dem 18 Menschen ums Leben gekommen waren, erklärte er, diese seien nicht schuldiger gewesen als alle anderen Einwohner Jerusalems, die dadurch zur Buße aufgerufen werden (Lk 13,5 EU). In die gleiche Richtung weist die Bergpredigt, wo Jesus von Gott sagt: „Er lässt seine Sonne aufgehen über Bösen und Guten, und er lässt regnen über Gerechte und Ungerechte“ (Mt 5,45 EU). Eine Belohnung oder eine Strafe unterstellt Jesus in der Geschichte vom armen Lazarus (Lk 16,19–31 EU) erst für die Zeit nach dem Tod, den Vorstellungen seiner Zeit entsprechend. Bei der Heilung eines Blindgeborenen leugnet Jesus einen Zusammenhang zwischen etwaigen Sünden des Blinden oder seiner Eltern und der Blindheit. Diese habe vielmehr den Sinn, dass das Wirken Gottes an ihm offenbar werden solle (Joh 9,1–2 EU). Die Passion Jesu, in der der schuldlose Gottessohn ausgepeitscht und gekreuzigt wird, konterkariert in radikaler Weise den Gedanken, das Tun eines Menschen spiegele sich in erkennbarer Weise in dem, was ihm zustößt."Zitat Ende.
Link und Quellenangabe:
[4] Nach Prof. Dr. theol. Siegfried Zimmer ist es völlig unwahrscheinlich, dass alle Einwohner von Sodom und Gomorra in ihrer Gesamtheit homosexuell waren.
[5] Zitat: "Gastfreundschaft spielt im Alten Testament eine fundamentale Rolle. Sie kann gelingen, wie bei → Abraham in Gen 18,1-16, gefährdet sein, wie bei → Lot in Gen 19,1-11, oder völlig misslingen, wie in Ri 19,15-30. Dabei gibt es keinen terminus technicus für Gastfreundschaft oder Gast. Gäste sind Reisende, die Nahrung und Unterkunft brauchen (ausgedrückt mittels der Verbalwurzeln הלך hlk „laufen“ in 2Sam 12,4 u.ö.; ארח ’rḥ „unterwegs sein / wandern“ in Ri 19,17; Jer 14,8 u.ö.; vgl. Modernhebräisch אוֹרֵחַ ’ôreaḥ „Gast“). Bisweilen werden sie herbeigerufen (קרא qr’) und oft zum Essen eingeladen (1Kön 1,41; Zef 1,7 u.ö.." Zitat Ende.
Link und Quellenangabe:
[6] Zitat: „Und der Herr sprach: Es ist ein großes Geschrei über Sodom und Gomorra, denn ihre Sünden sind sehr schwer.“ Gen. 18,20.
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