Die Rede Steinmeiers vom 08. Mai 2020

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Die Rede Steinmeiers vom 08. Mai 2020

Rainer Langlitz
Veröffentlicht von Rainer Langlitz in Essays · Samstag, 09. Mai 2020 ·  9:45
- Von der Bedeutung des 08. Mai 1945, 1985 und 2020 -
 
Eine durchaus beeindruckende Rede des derzeitigen Bundespräsidenten, Frank-Walter Steinmeier.



Ab Minute (ca.) 6:42 sagt der amtierende Bundespräsident, Frank-Walter Steinmeier, wörtlich in dieser Rede:

"Es gibt kein Ende des Erinnerns. Es gibt keine Erlösung von unserer Geschichte. Denn ohne Erinnerung verlieren wir unsere Zukunft."


Erlösung ist ein großes und problematisches und zugleich auch theologisches Wort.


Bei Wikipedia ist zum Stichwort "Erlösung" zu lesen:




Verstehen wir uns als Erlöste? Haben uns die Alliierten erlöst, indem sie uns von Hitler und den Nazis befreit haben?
   
Das jüdische Volk hofft noch heute auf den Erlöser.
   
Wer erlöst uns Deutsche von der Schuld, die wir haben?
   
Durch Hitler, durch die Nationalsozialisten, durch Hitler-Deutschland wurde die Welt in einen weltweiten Flächenbrand gestürzt.
   
Millionen von Menschen wurde das Leben geraubt (!).
   
Diese Schuld Deutschlands bleibt in Erinnerung und muss in Erinnerung bleiben.
   
Inwiefern?
   
Wenn wir Menschen in eine Zukunft gehen wollen, dann muss uns Menschen bewusst sein, dass Kriege archaisch, bestialisch und den Zorn Gottes spätestens zum Jüngsten Gericht hervorrufen (werden), um es theologisch-eschatologisch zu formulieren.
   
Die Anzahl der Jahre des Ereignisses der Kapitulation Hitler-Deutschlands vom 08. Mai 1945 beträgt nun 75.
   
Der Staatsakt dazu konnte wegen der Corona-Krise nicht entsprechend abgehalten werden, was zu bedauern ist.
   
Zur Frage: Wer erlöst uns?
   
Die Rede Steinmeiers vom 08. Mai 2020 - Wer erlöst uns?

Von der Bedeutung des 08. Mai 1945, 1985 und 2020

Diese Frage ist auch eine Frage, die Sklaven zu jeder Zeit gestellt haben: in Ägypten, in Rom und auch noch im 19. Jahrhundert in Nordamerika auf den Baumwollfeldern.
   
Die Frage nach Erlösung ist sowohl eschatologisch als auch immanent:
   
Der und die, die nach Erlösung fragen, fühlen sich geknechtet, unterjocht und schlecht behandelt: "Wer löst mir die Fesseln meiner Sklaverei, unter der ich leide?"
   
Wir sind keine Sklaven mehr! Das Gegenteil ist der Fall: Wir Deutsche sind mittlerweile wieder ein relevanter Global-Player in der Welt.
   
Wir übernehmen auch Verantwortung in der Welt: wir rufen zur Solidarität auf, wir nehmen uns der Flüchtlinge an, wir unterstützen Griechenland mit Finanzmitteln und wir suchen Versöhnung mit Russland auf vielen Wegen.
   
Die Rede Richard von Weizsäckers vom 08. Mai 1985 ruft zur Verantwortung und zur stetigen Erinnerung auf:
   
   
„Wir lernen aus unserer eigenen Geschichte, wozu der Mensch fähig ist.“
 
(Richard von Weizsäcker).
   
Wer erlöst uns? Diese Frage kann nur theologisch verstanden werden. Sie wird eschatologisch zu sehen sein und entschieden werden am Tage des Jüngsten Gerichts, an dem wir gemäß dem Evangelisten Matthäus vor unserem Erlöser stehen werden müssen:


Aus dem Evangelium nach Matthäus im 25. Kapitel:

Gleichnis von den zehn Jungfrauen   

1 Dann wird es mit dem Reich der Himmel sein wie mit zehn Jungfrauen, die ihre Lampen nahmen und hinausgingen, dem Bräutigam entgegen. 2 Fünf aber von ihnen waren töricht und fünf klug. 3 Denn die Törichten nahmen ihre Lampen und nahmen kein Öl mit sich; 4 die Klugen aber nahmen Öl in ihren Gefäßen samt ihren Lampen. 5 Als aber der Bräutigam auf sich warten ließ, wurden sie alle schläfrig und schliefen ein. 6 Um Mitternacht aber entstand ein Geschrei: Siehe, der Bräutigam! Geht hinaus, ihm entgegen! 7 Da standen alle jene Jungfrauen auf und schmückten ihre Lampen. 8 Die Törichten aber sprachen zu den Klugen: Gebt uns von eurem Öl! Denn unsere Lampen erlöschen. 9 Die Klugen aber antworteten und sagten: Nein, damit es nicht etwa für uns und euch nicht ausreiche! Geht lieber hin zu den Verkäufern und kauft für euch selbst! 10 Als sie aber hingingen, zu kaufen, kam der Bräutigam; und die bereit waren, gingen mit ihm hinein zur Hochzeit, und die Tür wurde verschlossen. 11 Später aber kommen auch die übrigen Jungfrauen und sagen: Herr, Herr, öffne uns! 12 Er aber antwortete und sprach: Wahrlich, ich sage euch, ich kenne euch nicht. 13 So wacht nun! Denn ihr wisst weder den Tag noch die Stunde.

Endzeitrede: Gleichnis von den anvertrauten Talenten

14 Denn es ist wie bei einem Menschen, der außer Landes reiste, seine eigenen Knechte rief und ihnen seine Habe übergab: 15 Und einem gab er fünf Talente, einem anderen zwei, einem anderen eins, einem jeden nach seiner eigenen Fähigkeit; und reiste außer Landes. 16 Sogleich aber ging der, welcher die fünf Talente empfangen hatte, hin und handelte mit ihnen und gewann andere fünf Talente. 17 So auch, der die zwei empfangen hatte, auch er gewann andere zwei. 18 Der aber das eine empfangen hatte, ging hin, grub ein Loch in die Erde und verbarg das Geld seines Herrn. 19 Nach langer Zeit aber kommt der Herr jener Knechte und rechnet mit ihnen ab. 20 Und es trat herbei, der die fünf Talente empfangen hatte, und brachte andere fünf Talente und sagte: Herr, fünf Talente hast du mir übergeben, siehe, andere fünf Talente habe ich dazugewonnen. 21 Sein Herr sprach zu ihm: Recht so, du guter und treuer Knecht! Über weniges warst du treu, über vieles werde ich dich setzen; geh hinein in die Freude deines Herrn. 22 Es trat aber auch herbei, der die zwei Talente empfangen hatte, und sprach: Herr, zwei Talente hast du mir übergeben; siehe, andere zwei Talente habe ich dazugewonnen. 23 Sein Herr sprach zu ihm: Recht so, du guter und treuer Knecht! Über weniges warst du treu, über vieles werde ich dich setzen; geh hinein in die Freude deines Herrn. 24 Es trat aber auch herbei, der das eine Talent empfangen hatte, und sprach: Herr, ich kannte dich, dass du ein harter Mann bist; du erntest, wo du nicht gesät, und sammelst, wo du nicht ausgestreut hast; 25 und ich fürchtete mich und ging hin und verbarg dein Talent in der Erde; siehe, da hast du das Deine. 26 Sein Herr aber antwortete und sprach zu ihm: Böser und fauler Knecht! Du wusstest, dass ich ernte, wo ich nicht gesät, und sammle, wo ich nicht ausgestreut habe? 27 So solltest du nun mein Geld den Wechslern gegeben haben, und wenn ich kam, hätte ich das Meine mit Zinsen erhalten. 28 Nehmt ihm nun das Talent weg, und gebt es dem, der die zehn Talente hat! 29 Denn jedem, der hat, wird gegeben und überreichlich gewährt werden; von dem aber, der nicht hat, von dem wird selbst, was er hat, weggenommen werden. 30 Und den unnützen Knecht werft hinaus in die äußere Finsternis; da wird das Weinen und das Zähneknirschen sein.

Endzeitrede: Das Gericht

31 Wenn aber der Sohn des Menschen kommen wird in seiner Herrlichkeit und alle Engel mit ihm, dann wird er auf seinem Thron der Herrlichkeit sitzen; 32 und vor ihm werden versammelt werden alle Nationen, und er wird sie voneinander scheiden, wie der Hirte die Schafe von den Böcken scheidet. 33 Und er wird die Schafe zu seiner Rechten stellen, die Böcke aber zur Linken. 34 Dann wird der König zu denen zu seiner Rechten sagen: Kommt her, Gesegnete meines Vaters, erbt das Reich, das euch bereitet ist von Grundlegung der Welt an! 35 Denn mich hungerte, und ihr gabt mir zu essen; mich dürstete, und ihr gabt mir zu trinken; ich war Fremdling, und ihr nahmt mich auf; 36 nackt, und ihr bekleidetet mich; ich war krank, und ihr besuchtet mich; ich war im Gefängnis, und ihr kamt zu mir. 37 Dann werden die Gerechten ihm antworten und sagen: Herr, wann sahen wir dich hungrig und speisten dich? Oder durstig und gaben dir zu trinken? 38 Wann aber sahen wir dich als Fremdling und nahmen dich auf? Oder nackt und bekleideten dich? 39 Wann aber sahen wir dich krank oder im Gefängnis und kamen zu dir? 40 Und der König wird antworten und zu ihnen sagen: Wahrlich, ich sage euch, was ihr einem dieser meiner geringsten Brüder getan habt, habt ihr mir getan. 41 Dann wird er auch zu denen zur Linken sagen: Geht von mir, Verfluchte, in das ewige Feuer, das bereitet ist dem Teufel und seinen Engeln! 42 Denn mich hungerte, und ihr gabt mir nicht zu essen; mich dürstete, und ihr gabt mir nicht zu trinken; 43 ich war Fremdling, und ihr nahmt mich nicht auf; nackt, und ihr bekleidetet mich nicht; krank und im Gefängnis, und ihr besuchtet mich nicht. 44 Dann werden auch sie antworten und sagen: Herr, wann sahen wir dich hungrig oder durstig oder als Fremdling oder nackt oder krank oder im Gefängnis und haben dir nicht gedient? 45 Dann wird er ihnen antworten und sagen: Wahrlich, ich sage euch, was ihr einem dieser Geringsten nicht getan habt, habt ihr auch mir nicht getan. 46 Und diese werden hingehen zur ewigen Strafe, die Gerechten aber in das ewige Leben.“
   
Möge unser zukünftiges Denken, Reden und Handeln so sein, dass uns der HERR erkenne und uns die Tür zum Leben nicht verschließe.

Wir Menschen machen und begehen Fehler.

 
Die Frage ist: wie groß und wie erheblich sind diese Fehler (vor Gott und vor uns Menschen und vor uns selbst)?

 
Meines Erachtens geht es mehr um die Frage der Fehlervermeidung im Sinne der Denkweise Kants: „Handle so, dass die Maxime deines Handelns zu einem allgemeinen Gesetz werden könnte.“
 

Wir Menschen müssen uns rechtfertigen für unser Tun, Denken und Reden.

 
Es geht um Ethik im Sinne eines angemessenen Verhaltens.

Daran mögen uns Theologen und alle, die sich Kant und der Ethik verpflichtet fühlen, stets erinnern in Verantwortung vor uns selbst und der Welt und letzten Endes vor Gott, dem HERRN.

Wir sind zwar keine Sklaven (mehr) – aber wir sind abhängig von der Liebe und dem Verzeihen Gottes am Ende der Tage dieser Welt.

Es liegt an uns allen, ob wir diese Welt als lebbar erhalten wollen oder ob wir aus ihr die immanente Hölle quasi als "Hölle auf Erden" machen werden. Ersteres wäre mir im Interesse unserer Kinder und Kindeskinder durchaus wichtig.

Möge sich jeder und jede dazu ermuntert fühlen und einen Beitrag dazu leisten, damit diese Welt besser wird.



Zusammenfassung und Fazit:

1.) Wir Menschen müssen aus dem, was passiert ist (Vergangenheit), lernen.
2.) Wir sollten uns ethisch richtig verhalten. Dies gilt jeweils für die Gegenwart und für die Zukunft.
3.) Ich glaube an ein Gericht am Ende aller Tage, bei dem wir Menschen vor "Gott" stehen werden.
4.) Wollen wir aus dieser Welt bereits jetzt die "Hölle auf Erden" machen? Es liegt im Wesentlichen an uns Menschen, wie sich diese Welt entwickeln wird.

Rainer Langlitz


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